Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

25. Januar Achtzehntes Kapitel 77 
dann verdrießlich, sie wären vortrefflich, und wenn du keine issest, 
fagte er, so mag ich auch keine. Ich nahm dann, aber wenn ich 
zwei gegessen hatte, gab ich ein notwendiges Geschäft vor und 
machte, daß ich hinaus kam.“ 
Lehndorff sprach darauf von Jagden und Jagddiners, darunter 
von einem großen Gastmahle, das ein Baron gegeben, und das 
aus nicht weniger als vierundzwanzig Gängen bestanden habe. Sein 
Bruder sei dabei, auf die Daumen gestützt, eingeschlafen, ein andrer 
Gast schläfrig der neben ihm sitzende Gouvernante auf die Schulter 
gesunken. Das Essen habe über fünf Stunden gedauert, und die 
Leute seien entsetzlich langweilig gewesen, wie das auf dem Lande 
oft vorkomme. 
Der Chef bemerkte dazu: „Da habe ich mir immer zu helfen 
gewußt: man spitzt sich gleich von vornherein ein bischen an, und 
wenn man so Einen gepfiffen hat, kommen einem seine Nachbarn 
rechts und links viel gescheiter und genießbarer vor als vorher."“ 
Der Graf erzählte dann weiter von den schönen Jagden und 
den vielen Förstern des Fürsten Pleß. Neulich hätte der König 
ihn gefragt: „Sagen Sie mal, die Einberufung Ihrer Forstleute 
zur Armee hat Sie wohl recht unbequem getroffen?“ — „Ach nein, 
Majestät.“ hätte der Fürst erwidert. — „Nun wie viele sind Ihnen 
denn einberufen worden?“ — „O, nur einige vierzig, Majestät." 
Mir ist, als hätte ich vor Jahren eine ähnliche Anekdote angetroffen; 
nur waren, wenn mir recht ist, der Fürst ein Esterhazy und die 
vierzig Förster fünfzig Schäfer. 
Lehndorff gab dann eine Geschichte zum besten, wie der Kron- 
prinz einmal einer Einladung zur Jagd gefolgt sei. Da hätte man 
ihn mit sechs Pferden im raschesten Trabe an Ort und Stelle fahren 
lassen. An einem gewissen Punkte hätten ihn eine Anzahl Jäger 
mit einer kräftigen Fanfare empfangen müssen, „und — sofort lagen 
der Wagen und die Pferde im Chausseegraben.“ Der hohe Herr, 
der sich in seinen Pelz eingewickelt gehabt hatte, wäre dabei zwar 
auch zu Falle gekommen, hätte aber keinen Schaden gelitten. Die 
Frau vom Hause hatte dann, als man bei der Rückkehr von dem 
Unfall sprach, gemeint: „Ich habe es doch gleich gedacht, wenn 
sie diese Pferde nehmen, da giebt es was.“ 
„Das erinnert mich an den hochseligen Herrn,“ versetzte der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.