25. Januar Achtzehntes Kapitel 81
„Und du warst auch froh darüber — sagte Bohlen — und
thatest das Gelübde, du wolltest es dem Gallier vergelten, wenn
sich Gelegenheit fände.“
Zuletzt erzählte der Chef noch: „Vorgestern sagte mir Favre,
die erste Granate, die in das Pantheon gefahren wäre, hätte der
Statue Heinrichs des Vierten den Kopf abgerissen.“
„Das sollte wohl was Rührendes sein?“ fragte Bohlen.
„Ach nein — erwiderte der Chef —, ich glaube vielmehr, er
sagte es als Demokrat, es war der Ausdruck seiner Freude, daß es
einem Könige passiert war.“
Bohlen: „Ja, dem ists nun zweimal schlecht gegangen, die
Franzosen haben ihn in Paris erstochen, und wir haben ihn da
geköpft.“ 1
Das Diner dauerte diesen Abend ungewöhnlich lange, von
halb sechs bis nach sieben Uhr, und jeden Augenblick wurde Favre
aus Paris zurückerwartet. Er kam endlich nach halb sieben Uhr
an, wieder mit dem Schwiegersohn spanischen Namens. Beide sollen
sich nicht mehr wie das erstemal gegen das Essen gesträubt haben,
sondern wie vernünftige Leute dem Guten, das man ihnen auf-
getragen hat, gerecht geworden sein. Man darf daraus wohl
schließen, daß sie auch in der Hauptsache, um die es sich handelt,
der Vernunft Gehör gegeben haben oder geben werden. Das wird
sich jetzt zeigen, wo Favre wieder mit dem Kanzler in der Stube
des jungen Jessé konferiert.
Nach Tische Konzepte gelesen. An Rosenberg-Grudczinski in
Reims ist eine Weisung wegen des Verfahrens bei der Steuer-
eintreibung ergangen. Für jeden Tag Rückstand sollen den Ge-
meinden fünf Prozent des Betrags mehr abgefordert werden. Fliegende
Kolonnen mit Geschützen sollen vor die sich hartnäckig weigernden
Ortschaften rücken, sich die Steuern herausbringen lassen und, falls
dies nicht ohne Verzug geschieht, mit Beschießung und Anzünden
vorgehen. Drei Beispiele würden ein viertes unnötig machen. Es
sei nicht unsre Aufgabe, die Franzosen durch Milde zu gewinnen
oder für sie zu sorgen. Bei ihrem Charakter sei vielmehr geboten,
ihnen vor uns mehr Furcht einzuflößen, als sie vor ihrer eignen
1 Abeken 493 sah darin ein Omen.
Busch, Tagebuchblätter II 6