Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

25. Januar Achtzehntes Kapitel 83 
doch militärische Dinge schwer begreiflich zu machen.“ Er nannte 
ein paar französische Worte — „das ist die Erhöhung vor dem 
Graben draußen“ — er nannte ein paar andre — „und das ist die 
innere Seite. Das wußte er nicht.“ 
„Na heute hat er doch hoffentlich gehörig gegessen,“ sagte 
Bohlen. 
Der Chef bejahte das, und Bohlen äußerte weiter, unten hätte 
sich das Gerücht verbreitet, er habe diesmal auch den Sekt nicht 
verachtet, sondern ordentlich davon getrunken. 
Chef: „Ja, vorgestern wollte er nicht, heute aber hat er sich 
mehrere Gläser einschenken lassen. Neulich hatte er sogar Gewissens- 
bedenken wegen des Essens, ich redete sie ihm aber aus, und der 
Hunger wird mir beigestanden haben; denn er aß ganz wie jemand, 
der lange gefastet hat.“ 
Hatzfeldt berichtete, vor einer Stunde sei der Maire Ramean 
dagewesen, um nachzufragen, ob Herr Favre bei uns wäre. Er 
wolle mit ihm sprechen, sich ihm zur Verfügung stellen. Ob es wohl 
erlaubt wäre, ihn zu besuchen? Er, Hatzfeldt, habe ihm gesagt, 
daß er das natürlich nicht wisse. 
Der Chef bemerkte darauf: „Wenn jemand in der Nacht zu 
einem geht, der nach Paris zurückwill, so ist das hinreichend, um 
ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen. Ein dreister Geselle!“ 
Bohlen: „Na, Mantey wirds schon Stiebern gesagt haben. 
Dieser Monsieur Rameau hat wahrscheinlich Sehnsucht nach seiner 
Zelle zurück.“ (Er hatte wegen Renitenz oder unverschämter Schreib- 
weise bei Verhandlungen über die Beschaffung von Lebensmitteln 
für Versailles vor einiger Zeit, ich glaube mit andern Magistrats- 
personen, sich einige Tage das Innere einer Stube im Gefängnis 
auf der Rue de Saint Pierre besehen müssen.) 
Der Minister teilte darauf einiges aus seiner Besprechung mit 
Favre mit. „Er gefällt mir jetzt besser als in Ferrieres — sagte 
er —, er sprach viel und in langen, wohlgesetzten Perioden. Oft 
brauchte man gar nicht aufzupassen und zu antworten. Es waren 
Anekdoten aus früherer Zeit. Er versteht übrigens recht hübsch zu 
erzählen.“ — „Meinen Brief von neulich hat er mir gar nicht übel 
genommen. Im Gegenteil, er sagte, daß er mir Dank schuldig sei, 
daß ich ihn aufmerksam gemacht habe auf das, was er sich selber 
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