Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

84 Achtzehntes Kapitel 25. Januar 
schuldig sei.“ — „Er sprach auch davon, daß er bei Paris eine 
Villa besäße, die wäre aber verwüstet und ausgeplündert. Ich hatte 
auf der Zunge: Doch nicht von uns. Aber er setzte gleich selbst 
hinzu, es möchten wohl Mobilgarden gewesen sein.“ — „Dann 
klagte er, daß die Stadt Saint Cloud seit drei Tagen brenne, und 
wollte mir einreden, daß wir das dortige Schloß angezündet 
hätten.“ — „Wegen der Franctireurs und ihrer Unthaten wollte 
er mich auf unfre Freischaren von 1813 hinweisen; die hätten es 
doch viel schlimmer getrieben. Ich sagte ihm: Das will ich nicht in 
Abrede stellen, aber Sie werden auch wissen, daß die Franzosen sie 
überall erschossen, wo sie ihrer habhaft werden konnten. Und sie 
schossen sie nicht etwa auf einmal tot, sagte ich, sondern fünf in 
dem Orte, wo die That geschehen war, dann auf der nächsten Etappe 
wieder fünf und so weiter — zur Abschreckung.“ — „Von dem 
letzten Gefechte, am 19., behauptete er, daß die Wohlhabenden 
von der Nationalgarde sich am besten geschlagen hätten; die aus 
den niedern Klassen genommnen Bataillone hätten am wenigsten 
getaugt.“ 
Der Chef schwieg eine Weile und zeigte eine nachdenkliche 
Miene. Dann fuhr er fort: „Ich denke, wenn die Pariser erst Zufuhr 
an Lebensmitteln gekriegt haben und dann wieder auf halbe Rationen 
gesetzt werden und wieder hungern müssen, das wird wirken. Es 
ist wie mit der Prügelbank. Wenn da etwas länger gehauen wird 
— hinter einander —, so macht das nicht viel aus. Aber wenn 
ausgesetzt wird und nach einer Weile wieder angefangen, das ist 
unerwünscht. Ich weiß das von dem Kriminalgericht her, bei dem 
ich arbeitete. Da wurde noch gehauen.“ 
Man sprach dann über die Prügelstrafe überhaupt, und Bohlen, 
der sie für nützlich hält,') bemerkte, die Engländer hätten sie ja 
auch wieder eingeführt. 
„Ja — sagte Bucher —, erst für persönliche Beleidigungen 
der Königin, bei einer Gelegenheit, wo jemand nach ihr geschlagen 
hatte, dann für die Garotters.“ 
  
*) Wobei er die Meinung von neun Zehnteilen des deutschen Volkes aus- 
sprach — ich meine des wirklichen Volkes, nicht des Volkes der liberalen Presse 
Und Tribüne.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.