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Chlodowech unterwirft die ripuarischen Franken.
Um 508.
Quelle: Gregor von Tours a. a. O. II, 40.
Übersetzung: W. Giesebrecht und S. Hellmann a. a. O. S. 128—125.
Als Chlodowech seinen Sitz zu Paris ) hatte, schickte er heimlich zum Sohne
des Sigibert?) und sprach: „Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fuß und hinkt.
Stürbe er, so würde dir sein Reich und unsere Freundschaft mit Recht zuteil
werden.“ So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er den
Vater tötete. Und als dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im
Buchonischen Waldes) umherzuschweifen, und da um Mittag in seinem Zelte
schlief, kamen gedungene Mörder über ihn, und sein Sohn ließ ihn töten, um
selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in
die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich
alsbald Boten an König Chlodowech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden.
Die sprachen: „Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schätze sind mein.
Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir
von den Schätzen meines Vaters gefällt.“ Jener aber sprach: „Dank für deinen
guten Willen! Wenn unsere Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich,
nur alles; du magst es dann selbst behalten.“ Und da sie kamen, öffnete er ihnen
den Schatz seines Vaters. Als sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen,
sagte er: „In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstücke zu legen.“
„Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden,“ sagten sie, „damit du
uns alles zeigst.“ Er tat dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den
Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los,
was er ruchlos seinem Vater bereitet hatte.
Da aber Chlodowech hörte, daß Sigibert getötet, wie auch sein Sohn, kam
er an Ort und Stelle und berief alles Volk. „Hört," sprach er darauf, „was sich
zugetragen hat! Während ich die Schelde entlang fuhr"), trachtete Chloderich, der
Sohn meines Blutsvetters, seinem Vater nach der Herrschaft und machte ihn
glauben, ich wolle ihn töten. Als dieser deshalb durch den Buchonischen Wald
floh, schickte er ihm Mörder nach und ließ ihn ermorden. Darauf wurde er selbst,
während er seines Vaters Schätze auftat, von irgendeinem mir unbekannten
Manne gleichfalls erschlagen. An diesem allen bin ich durchaus ohne Schuld:
denn das Blut meiner Stammvettern darf ich ja nicht vergießen, und schändlich
wäre es, wenn ich es täte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch
diesen Rat: Wenn es euch genehm, so wendet euch zu mir, daß ihr sicher lebt
unter meinem Schutze.“ Als sie dies vernahmen, schlugen sie unter lautem Zuruf
1) Chlodowech verlegte nach der Beendigung des Westgotenkrieges (507) seinen Sitz
nach Paris.
2) Als Chlodowech zur Regierung kam, herrschten neben ihm bei den salischen
Franken noch andere Könige; dagegen waren die ripuarischen Franken bereits zu einem
Reiche geeint. Ihr König hieß Sigebert; ihre Hauptstadt war Köln.
3) Der Wald lag vermutlich in Hessen bei Fulda (vgl. S. 39. Anm. 2).
*!) An der Schelde lag der alte Königssitz Chlodowechs. Der Sinn seiner Worte ist
also der: Während ich mitten in meinem Lande war, also von dem, was hier vorging,
nichts wissen konnte