526 Die otlomannische Pforle. (Hct. 6 — Dec. 15.)
vielmehr dahinter stecke, um in panislamitischem Sinne dem Chedive
und den Westmächten zugleich Schwierigkeiten zu bereiten.
6. October. Die Pforte schickt Ali Fnad und Ali Nizami
in außerordentlicher Mission nach Aegypten, um die dortigen Dinge
zu ordnen, wie sie sagt und als ihr Recht beansprucht. Der Che-
dive sowohl als Frankreich und England legen ihnen indeß alle
möglichen Schwierigkeiten in den Weg, so daß die Gesandten
schließlich gänzlich unverrichteter Sache zurückkehren.
12. October. Ein Irade des Sultans gesteht im Princip den
Anschluß der türkischen Bahnen an die österreichisch-ungarischen zu.
Mitte October. In den maßgebenden Kreisen scheint sich ein
höchst wichtiger Umschwung vorzubereiten und ist zum Theil schon
eingetreten: der Sultan nimmt über die Köpfe seiner Minister, der
sog. Pforte, die Leitung der wichtigsten Fragen mehr und mehr in
seine Hand und entscheidet sie selber. Das alte Institut der Pforte
ist vielfach bereils ganz einflußlos geworden.
27. October. Während die Pforte mit den sog. Bondholders
weiter unterhandelt, setzt sie auch eine Commission behufs Unter-
haudlungen mit Rußland bez. der Kriegsschuld ein. Nußland ver-
langt für seine Forderung keine territoriale Compensation, indeß ist
es geradezu unerfindlich, wie die Pforke in ihrer Finanznoth der-
selben anderswie soll entsprechen können.
25. November. Der Sultan, der den ihm überlassenen deut-
schen Beamten nachgerade großes Zutrauen schenkt, ist sichtlich be-
müht, Deutschland und mit diesem Oesterreich für sich zu gewinnen,
um sich gegenüber den russischen und den westmächtlichen Bedräng-
ungen näher an diese anzuschließen und auf diefe stützen zu können.
In diesem Sinne schickt er eine besondere Gesandtschaft nach Berlin,
um dem deutschen Kaiser seinen höchsten Orden zu überbringen.
Anfang December. Differenzen mit Griechenland wegen der
Schließung der auswärtigen Postämter in Griechenland und in der
Türkei.
15. December. Die Unterhandlungen mit den europäischen
Gläubigern kommen endlich zu einem Abschluß und ebenso eine Ver-
ständigung der letzteren mit den Bankiers von Galata. Die Bond-
holders erhalten 1% Zinsen und ¼ % Amortisation und als Pfand
die directe Verwaltung von sechs indirecten Steuern. Dagegen ist
ein Arrangement mit Rußland noch in der Schwebe, das deßhalb
gegen jenes offiziös protestirt.