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10. Bestimmung des Zuckers.
Die Bestimmung des Zuckers geschieht gewichtsanalytisch mit Fehlingscher Lösung.
Herstellung der erforderlichen Lösungen.
1. Kupfer sulfatlösung: 69,//778 g krystallisirtes Kupfersulfat werden mit Wasser zu 1 Liter gelöst.
2. Alkalische Seignettesalzlösung: 346 g Seignettesalz (Kaliumnatriumtartrat) und 10300#
Natriumhydrat werden mit Wasser zu 1 Liter gelöst und die Lösung durch Asbest filtrirt.
Die beiden Lösungen sind getrennt aufzubewahren.
Vorbereitung des Weines zur Zuckerbestimmung.
Zunächst wird der annähernde Zuckergehalt des zu untersuchenden Weines ermittelt, indem man
von dem Extraktgehalt desselben die Zahl 2 abzieht. Weine, die hiernach höchstens 1 g Zucker in 100 cem
enthalten, können unverdünnt zur Zuckerbestimmung verwendet werden; Weine, die mehr als 1 g Zucker
in 100 cem enthalten, müssen dagegen soweit verdünnt werden, daß die verdünnte Flüssigkeit höchstens
1 g Zucker in 100 cem enthält. Die für den annähernden Zuckergehalt gefundene Zahl (Extrakt weniger 2)
giebt an, auf das wievielfache Maß man den Wein verdünnen muß, damit die Lösung nicht mehr
als 1 Prozent Zucker enthält. Zur Vereinfachung der Abmessung und Umrechnung rundet man die Zahl
(Extrakt weniger 2) nach oben zu auf eine ganze Zahl ab. Die für die Verdünnung anzuwendende
Menge Wein ist so auszuwählen, daß die Menge der verdünnten Lösung mindestens 100 cem beträgt.
Enthält beispielsweise ein Wein 4,77 g Extrakt in 100 cem, dann ist der Wein zur Zuckerbestimmung auf
das 4,777— 2 = 27 Ffache oder abgerundet auf das dreifache Maß mit Wasser zu verdünnen. Man läßt
in diesem Falle aus einer Bürette 33,; ccem Wein von 15° C in ein 100 cem-Kölbchen fließen und füllt
den Wein mit destillirtem Wasser bis zur Marke auf.
Ausführung der Bestimmung des Zuckers im Weine.
100 cem Wein oder, bei einem Zuckergehalte von mehr als 1 Prozent, 100 cem eines in der
vorher beschriebenen Weise verdünnten Weines werden in einem Meßkölbchen abgemessen, in eine Porzellan=
schale gebracht, mit Alkalilauge neutralisirt und im Wasserbade auf etwa 25 cem eingedampft. Behufs
Entfernung von Gerbstoff und Farbstoff fügt man zu dem entgeisteten Weinrückstande, sofern es sich um
Rothweine oder erhebliche Mengen Gerbstoff enthaltende Weißweine handelt, 5 bis 10 g gereinigte Thierkohle,
rührt das Gemisch unter Erwärmen auf dem Wasserbade mit einem Glasstabe gut um und filtrirt die Flüssigkeit
in das 100 cem-Kölbchen zurück. Die Thierkohle wäscht man solange mit heißem Wasser sorgfältig aus, bis
das Filtrat nach dem Erkalten nahezu 100 cem beträgt. Man versetzt dasselbe sodann mit 3 Tropfen
einer gesättigten Lösung von Natriumkarbonat, schüttelt um und füllt die Mischung bei 15° C auf 100 cem
auf. Entsteht durch den Zusatz von Natriumkarbonat eine Trübung, so läßt man die Mischung 2 Stunden
stehen und filtrirt sie dann. Das Filtrat dient zur Bestimmung des Zuckers.
An Stelle der Thierkohle kann zur Entfernung von Gerbstoff und Farbstoff aus dem Wein auch
Bleiessig benutzt werden. In diesem Falle verfährt man, wie folgt: 160 cem Wein werden in der vorher
beschriebenen Weise neutralisirt und entgeistet und der entgeistete Weinrückstand bei 15° C mit Wasser auf
das ursprüngliche Maß wieder aufgefüllt. Hierzu setzt man 16 cem Bleiessig, schüttelt um und filtrirt.
Zu 88 cem des Filtrates fügt man 8 cem einer gesättigten Natriumkarbonatlösung oder einer bei 20° C
gesättigten Lösung von Natriumsulfat, schüttelt um und filtrirt aufs Neue. Das letzte Filtrat dient zur
Bestimmung des Zuckers. Durch die Zusätze von Bleiessig und Natriumkarbonat oder Natriumsulfat ist
das Volumen des Weines um ½ vermehrt worden, was bei der Berechnung des Zuckergehaltes zu
berücksichtigen ist.
a) Bestimmung des Invertzuckers.
In einer vollkommen glatten Porzellanschale werden 25 cem Kupfersulfatlösung, 25 cem
Seignettesalzlösung und 25 cem Wasser gemischt und auf einem Drahtnetz zum Sieden erhitzt. In die
siedende Mischung läßt man aus einer Pipette 25 cem des in der beschriebenen Weise vorbereiteten
Weines fließen und kocht nach dem Wiederbeginn des lebhaften Aufwallens noch genau 2 Minuten.
Man filtrirt das ausgeschiedene Kupferoxydul unter Anwendung einer Saugepumpe sofort durch ein
gewogenes Asbestfilterröhrchen und wäscht letzteres mit heißem Wasser und zuletzt mit Alkohol und Aether
aus. Nachdem das Röhrchen mit dem Kupferoxydulniederschlage bei 100° C getrocknet ist, erhitzt man