Metz und Sedan. 9§ 761—762. 471
Und gleich tobesmutig gingen später die zwei Garde-Dragoner-Regi-
menter vor. Aber diese heldenmütigen Vorstöße erreichten wenigstens ihr
Ziel, sie schreckten den übermächtigen Feind, so daß er seine Angriffe nicht
auszuführen wagte, bis endlich mit Hilfe der eintreffenden Verstärkungen die
gleich anfangs eingenommenen Positionen behauptet wurden.
& 762. In diesem Kampfe von Vionville, 16. August, ruhte vor-
bedeutsam schon die Entscheidung des 18. August, ja die Entscheidung der
späteren großen Katastrophe. Bazaine gab den Gedanken auf, an diesem
Tage nach Verdun abzuziehen: er wagte es auch am folgenden Tage nicht,
obwohl ihm noch die nördlichen Straßen über Etain und Briey offen standen.
Er nahm vielmehr, nachdem er seinen Truppen Erholung gewährt, die
Defensivschlacht an. Am 17. August waren alle Corps der I. und II. deut-
chen Armee auf das linke Moselufer gezogen; nur das 1. war auf dem
rechten Ufer zur Beobachtung von Metz zurückgelassen worden. — Über
200000 Deutsche rückten am 18. August in die Schlacht von Gravelotte
(Verneville, St. Privat) unter des Königs eigener Führung, dem zur Seite
Prinz Friedrich Karl, Steinmetz, Moltke, Roon, Bismarck sich befanden,
zum großen Entscheidungskampfe aus. Da man deutscherseits nicht wußte,
ob nicht Bazaine seinen Abzug auf Etain bereits angetreten habe, so mußte
der linke Flügel der deutschen Armee weit ausgreifen, um ihn zu erreichen:
alsdann mußte der rechte Füel als Reserve nachrücken. Traf man ihn
aber in fester Stellung auf dem Thalrande näher gegen Metz hin, so mußte
der linke Flügel dann einschwenken, um ihn in Feier rechten Flanke zu
umgehen. Dies letztere war der Fal- beide Heere schlugen in umgekehrter
Front, die Franzosen gegen Westen, die Deutschen gegen Osten blickend;
um so furchtbarer wurde dem Unterliegenden der Ausgang, um so ent-
schlossener mußte das Außerste ahgewehrt werden. In der That fochten die
Trangofen in diesen Tagen vor Metz ihres alten Soldatenruhms würdig.
ie standen auf den Hochrändern des steilen Plateaus westwärts vor den
Metzer Forts St. Quentin und Plappeville. Vom Bois de Vaux im
Süden dehnte sich die französische Schlachtlinie über Amanvillers nach Norden
bis St. Privat, welches Canrobert besetzt hielt. Die Reserve bildeten die
Garden, die hinter dem linken Flügel und dem Centrum, aber zu entfernt,
um dem rechten Flügel rechtzeitig Hilfe bringen zu können, aufgestellt waren.
Die Schlacht sollte nur defensiv geliefert werden, wozu die Franzosen ihre
von Natur fehr festen Stellungen auf alle Weise verstärkt haten- ihre Bat-
terieen bestrichen die in breiter Fläche vor den tiefen Einschnitten aufsteigen-
den Plateaus, über welche die Deutschen herannahen mußten; etagenförmig
übereinanderliegende Schützenreihen fanden für das Eisfebersenn einen
weiten Spielraum. Von den Unsrigen waren am weitesten rechts (südlich)
hinter der engen Schlucht von Mance die Truppen der I. Armee (General
von Steinmet) aufgestellt. Dann folgten unter der Führung des Prinzen
Friedrich Karl die Corps der II. Armee, welche noch nicht im Feuer ge-
wesen waren, während die am 16. so schwer mitgenommenen als Reserve
dienten; doch waren die beiden Corps des äußersten linken Flügels, die
Garden und Sachsen, noch weit zurück und erst damit beschäftigt, durch eine
Rechtsschwenkung vor den Feind zu gelangen. — Um 12 Uhr begann das
9. Corps (Schleswig-Holsteiner und Hessen aus dem Großherzogtum) das
Geschützfeuer auf die Linie des französischen Centrums bei Amanvillers:
indem gleichzeitig die Infanterie sich im Walde von la Cusse festsetzte und
trotz aller Verluste sich nicht wieder aus demselben vertreiben ließ, gewann