96 Das Fürstenhaus.
hingegen ist es bedeutungslos, daß Tkapoleon ihn per-
sönlich sehr hochgeachtet hat — er hat ihn doch geringschätzig
behandelt — und daß Talleprand 1806, um durch Schmeichelei
die sächsische Regierung zum Anschluß an Frankreich zu be-
stimmen und dadurch Oreußen zu vereinzeln, zum sachsischen
Gesandten in Haris, dem Grafen Senfft, sagte: „Ihre Ze-
gierung, Ihr Souverän ist weise, und alles, was er thut,
wird gut sein in den Augen des Haisers, möge nun Sachsen
zum nordischen Zunde oder in den Rheinbund treten oder der
Kurfürst, ohne einer Derbindung sich anzuschließen, sich zum
Hönige erklären — er ist groß genug, um allein zu bleiben!“
Seinen TSachfolger, den Uönig Anton (1827—356), hat
die Dolksstimme den Gütigen genannt, und daran recht ge-
habt. Su gütig erscheint er dem zu seiner Seit die staatlichen
Derhältnisse Deutschlands leitenden österreichischen Hanzler
Mietternich, welcher ihm durch den Grafen Colloredo, der 1850
österreichischer Gesandter in Dresden war, eine scharfe Su-
rechtweisung dafür, daß er der Bewegung von 18350 in
seinen Landen nicht entschiedener entgegengetreten sei, zu teil
werden läßt. Der Wortlaut derselben ist im höchsten Grade
bezeichnend dafür, was Metternich sich einem kleineren Bundes-
fürsten gegenüber erlauben zu dürfen glaubte.
Er schreibt nämlich: „Der Inhalt (von Ew. Hochgeboren Bericht über
die Dorkommnisse in Leipzig und Dresden 1830) ist von der bedauerlichsten
Art. Es ist schon lange her, daß Seine kaiserlich königliche Majestät die
Teichtigkeit zu bedauern Ursache hatten, mit welcher die dortige Regierung
dem Aufkeimen leidiger Symptome der Bearbeitung des Volksgeistes die
Hand geboten hat. Hein deutscher Staat konnte ein besseres, dem regieren-
den Hause ergebeneres Volk aufweisen, als der königlich sächsische; kein
Staat war seinerseits mehr mit väterlichen Regenten gesegnet, als eben