100 Volkstümliche Redeweise.
Wir wolln zum alten Leppsch uf'n Brühl gehn (— wollen
läppschen). Wird geantwortet auf die Frage: Was wollen
wir machen? (Götz IV.)
Ich hau der ens vors Gesangbuch, daß der de Melodie
zur Backe runterlöft.
(Klemm V. Auch aus Greifenhain b. Frohburg. Zenker V.)
Ich hau der ene 'nein, daß de denkst, Ostern un Pfingsten
falln uff enen Dag. (Schubotz V.)
Ich hau der ens vorn Bahnhos, daß der Giterzug ab-
fährt. (Steinbeck V.)
Der hat aber e’ gefressen! Der hat e Dicht'gen weg!
Der hat geladen! Der is fett (blau)! Von Betrunkenen.
(Dobriner IV.)
Wasser in die Elbe tragen und Hunde nach Bautzen
führen — Uberflüssiges thun. (Reiprich v.)
Wenn es fein regnet, sagt man: Petrus spuckt; wenn
der Wind pfeift: Petrus schnaubt sich die Nase; wenn es
blitzt: Petrus zündet sich ne Zigarre an; wenn es donnert:
Petrus schiebt alle neune. (Brügmann IV.)
Bei uns in Nerchau schicken sie gern kleine Kinder in
einen Laden, da sollen sie holen: Für 5 Pfennige hau mich
blau, für 3 Pfennige schmeiß mich in alle Ecken, für 1 Pfennig
nischt in de Tüte. (Hentschel V.)
2. Volkstümliche Benennungen. Scheltnamen. Ausrufe.
Das Haus Place de repos neben der Leipziger Central-=
halle heißt Pflasterdepöt, das Haus der Zeitzer Straße mit
der Aufschrift „Mit Gott“ — eine Mietskaserne — heißt
der Mietgott. (Nachod IV.) — Die elektrischen Bahnen mit
blauen und roten Wagen sind blauer Emil und roter Anton
getauft worden. (Brügmann IV.) — Die Thomasschüler
werden wegen ihrer grünen Mützen von der übrigen Schul-
jugend Laubfrösche genannt (daher der Umschlag dieses
Buches) oder auch Thomasknochen, die Nicolaischüler heißen
Nickeltöppe. (Giesecke V.) — Der Name der dicken Zahlinge
(Spielmarken) ist Torze, der dünnen Nackche. (Dobriner IV.)