78 Sylvester und Neujahr.
Höre jetzt mein heißes Flehen,
Laß mich in der Geisterstunde
Meinen einst'gen Bräutigam sehen.
(Siegert, Schwarzenberg.)
4. Um 12 Uhr soll man in die Esse sehen. Sieht
man einen Sarg, so stirbt man. Sieht man ein freund-
liches Gesicht, so heiratet man. (Siegert, Schwarzenberg.)
5. Um 12 Uhr soll ein Mädchen im Finstern die
Hausflur kehren und, wenn es klopft, die Thür öffnen.
Steht dann ein Mann davor, so ist es der Zukünftige.
(Siegert, Schwarzenberg.)
6. Damit das neue Jahr recht viel Geld ins Haus
bringt, ißt man zu Sylvester Heringe mit möglichst viel Eiern.*)
(Frauendorf Illb., Leipzig.)
7. Am Sgylvesterabend stellt man einen Tisch in die
Mitte der Stube und legt auf die eine Ecke Geld (meist ein
Geldstück), auf die andere Brot, auf die dritte einen alten
Kamm. Die vierte bleibt frei. Nun werden einem die
Augen verbunden, und er wird mehrmals um den Tisch
geführt, sodaß er nachher nicht mehr weiß, an welcher Stelle
er sich befindet. Darauf muß er mit der Hand auf den
Tisch schlagen und zeigen, welche Ecke er sich auserlesen
habe. Hat er die mit dem Gelde gewählt, so bedeutet es,
daß er im neuen Jahre reich wird. Das Brot besagt, daß
er zufrieden bleibt und immer sein Brot hat. Die leere
Ecke verkündet, daß er arm wird. Die schlechteste Wahl ist
der alte Kamm. Es wird sich dann Ungeziefer aller Art
bei dem Unglücklichen einstellen, und schon jetzt braucht er
für den Spott nicht zu sorgen, er wird kräftiglich ausgelacht.
(Frauendorf IIIb., Rötha. Zwenkau.)
*) Hirse und Fischrogen."' (Hachenberger IIIb., Leipzig.)
(Rogenhering'. (Hütter IIIb., Leipzig).