Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Erstes Heft. (1)

82 Pfingsten. — Johannistag. 
FPüngsten. 
1. Eine Pfingstsitte, die jetzt in Sachsen ganz ab- 
gekommen ist, die sich früher aber in jedem Kirchspiele fand, 
ist das Maienfest der jungen Burschen im Dorf. Am Nach- 
mittag des zweiten Pfingstfeiertages sammeln sie sich und 
bilden einen Zug. An der Spitze geht der Maienträger, 
der Witzigste des Dorfes. Er ist recht bunt angezogen und 
hält eine Maie im Arm. Seine Aufgabe ist, die Festjung- 
frauen abzuholen. Als Dank dafür giebt ihm eine jede ein 
kleines Geschenk (z. B. Tücher, Shlipse), das sie ihm an die 
Maie bindet; dann schließt sie sich dem Zuge an. Wenn 
alle abgeholt sind, geht's mit Musik nach der Festhalle, einer 
großen Bude, die auf freiem Felde errichtet und mit Guir- 
landen, besonders aber mit Maien geschmückt ist. Hier wird 
getanzt. Gewöhnlich dehnt sich das Fest über die ganze 
Pfingstwoche aus. (Frauendorf IIIb.) 
2. Am dritten Pfingstfeiertage fahren fast alle Guts- 
besitzer die Grenzsteine der Gemeinde ab, um zu prüfen, ob 
sie noch auf dem richtigen Flecke stehen. Sie bedienen sich 
dazu des Gemeindeplans, den der Gemeindevorstand hat. 
Hierauf machen sie sich gewöhnlich in der Schenke einen 
recht guten Tag. (Frauendorf IIIb.) 
3. Wer im Dorfe ein Gut geerbt oder gekauft hat, 
giebt am dritten Pfingstfeiertage allen Gemeindegliedern 
Freibier, das sog. Pfingstbier. In der Regel schließt sich 
ein Tänzchen daran. (Frauendorf IIIb.) 
4. Wetterregel: Wenn es am ersten Pfingstfeiertag 
regnet, verdirbt den Pferden das Futter. 
(Durch Hase Ib., von Frau Etzold, Probstheida.) 
  
Tohannistag. (24. Juni.) 
1. Auf dem Dorfe hängt man am Abend vor dem 
Johannisfeste einen Kranz am Hause auf, der aus Blumen
	        
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