Andreastag. 83
und Laub, Schleifen und Fahnen gewunden ist. Dieser
„Johanniskranz“ soll das Haus vor Unfall behüten, wie
Blitzschaden, Feuer- und Wassersnot.*
L s NFrauendorf IIIb.)
*) Diese Sitte ist z. B. in Freiburg a. d. Unstrut und anderen
Städten ganz gebräuchlich. Professor Mogk.
2. In der Nacht vor dem Johannisfeste geht man auf
eine Wiese, auf der Orchideen wachsen. Sorgfältig gräbt
man deren Wurzeln aus, die oft ähnlich aussehen wie Hände.
Sie haben zwei, drei, vier, ja fünf Finger. Hat man eine
solche Hand gegraben, so säubert man sie und legt sie in
seinen Geldbeutel. Denn diese Wurzeln bringen Glück, und
wenn man sie immer bei sich in der Börse führt, so bringen
sie auch Geld. Das Täschchen füllt sich immer wieder, so-
bald es leer ist, und man wird dadurch sehr reich. Die
beliebtesten dieser Glückshändchen' sind natürlich die, die
die meisten Finger haben.
In Leipzig werden die Wurzeln am Johannistage vor
den Thoren der Friedhöfe, namentlich vorm Johannisfriedhof,
feilgehalten. Man kauft sie sehr gerne. Sie sind an Stelle
der Alraunen getreten, die sich heute fast nirgends mehr finden.
(Frauendorf IIIb.
3. In der Johannisnacht holen sich die Mädchen je
drei Sträußchen. Keine darf dabei sprechen oder lachen.
An die Sträußchen bindet jede je einen Zettel mit dem
Namen von einem aus ihrer männlichen Bekanntschaft und
legt sie dann unter das Kopfkissen. Am nächsten Morgen
greift das Mädchen gleich beim Erwachen nach dem Sträuß-
chen, und wessen Namen sie erfaßt, den heiratet sie.
(Durch Fr. Siegert lb., von dessen Tante,
Gegend von Schwarzenberg.)
Andreastag. (30. November.)
1. Am Andreastage ist es Brauch, den Pantoffel nach
der Thür zu werfen. Fliegt er mit der Spitze dorthin, so
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