Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Zweites Heft. (2)

118 Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand. 
Ein kleines, kleines Töchterlein, 
Man kann es kaum ersehen — 
Ab mit dieser Hand. 
(Gegend von Waldenburg.) 
Und eine Zuschrift bringt folgenden Text (Ortsangabe 
ehlt): 
fehit) Chor: Kling klang gloria! 
Solo: Wer sitzt in diesem Turm? 
Chor: Es ist des Königs Töchterlein. 
Solo: Wir wolln sie gern beschaun. 
Chor: 'S ist eine große Mauer drum. 
Solo: Die Mauer wolln wir brechen, 
Den Staub den wolln wir stechen, 
Und eine Hand geht ab. 
Dazu die Beschreibung: 
Die Königstochter kniet in der Mitte des Kreises, den 
Rock über den Kopf geschlagen; die Mädchen im Kreise fassen 
jede mit beiden Händen den Rock an. Ein Mädchen geht 
um den Kreis und schägt am Ende jedes Wechselgesangs, in 
dem es die Solopartie hat, jedesmal einer die Hand nieder. 
Sobald einem Mädchen beide Hände losgeschlagen sind, 
hat es die Herumgehende hinten am Rock zu fassen und mit 
ihr herumzugehen, an sie schließt sich die zunächst Los— 
geschlagene an, bis endlich alle eine Kette bilden und hinter 
der Führerin um die Königstochter herum gehen. Diese legt 
sich nun, den Kopf unterm Rock, halb auf die Erde, die andern 
umkreisen sie, indem sie unisono den obigen Gesang erheben, 
bis die Königstochter aufspringt und ein Mädchen hascht. 
Dies muß dann an deren Stelle treten. 
Auf dem Lande ist die Sache einfacher, der Rock wird 
nicht über den Kopf gehoben u. s. w., sondern die Königs- 
tochter steht einfach mit einem Stabe in der Mitte, die andern 
Mädchen bilden, sich an den Händen fassend, den Kreis, der 
dann von der außen Herumgehenden mittels Abschlagen der 
Hände aufgelöst wird.
	        
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