138 Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand.
wie ein Geist (meine Mutter); geistreich: kräftig und ge—
sund, in Leipzig. Selbst: der hat einen geistreichen Buckel,
breit und kräftig (aus Gohlis. Coll. Seydel).
S. 121. Gemäke, u. Machwerk, Gerümpel. Arnstadt
(1887).
Zu Genieße (bes. Hausgenieße): Die Hausgenießen
z. B. in Stötteritz, mer därfs aber nich mehr sagen, se
lachen en aus' setzte die Frau Staudin hinzu (1886). (Auch
bei Greiz, in Weimar).
S. 122 zu gewohne: gewöhnt wie gewohnt sind nicht
volksmäßig. Uns hatte der Vater gewohne auszutreiben
und gewohnt, das eig. falsch ist, einzutreiben: mittelhochdtsch.
gewon, das Volk hat Recht.
S. 124 zugottéwig (noch ziemlich neu): mir unbekannt.
Zu Gottfried — Rock (mein alter Gottfried'): „ich
weiß es vom Frack.“
S. 126 zu Großbrod, großbrodig: „ich kenne nur
großbröd'g.“
Ebd. zu Großmutter: (die Bezeichnung Großemutter
für eine große Menge) kenne ich nicht. Unsere Form war
übrigens nur die Großemutter (aber der Großvater). Ich
erinnere mich noch deutlich, wie ich dann mit Großmutter
mir mit der Zunge Gewalt anthun mußte, um das e weg-
zulassen. Weiß auch noch, welche kleine Anstrengung mir
das uns fremde pf machte, das doch mein Vater aus seiner
Mundart hatte: Topf, selbst Apfel, auch Pferd (für Ferd)
waren eine kleine oder große Turnübung für Mund und Sinn,
sodaß ein kleines Restchen der Anstrengung mir noch jetzt übrig
ist, da ich 64 Jahr alt bin und seit wer weiß wie lange
Lehrer der hochdeutschen Sprache. So fest sitzt, was sich in
den wenigen Kinderjahren in Sinn und Glieder einprägt
— wäre besser anzuwenden auf das Gute, Rechte, Natür-
liche, das da der Seele eigen wird oder ist.
S. 128 zu Hahn: „Mutter, setzen Vater ufn Tisch,
der Hahn hackt'n,“ kurzes knappes Witzwort (Lpz.), ich habe
oft damit auch Klugen ein Rätsel gestellt, bis es ihnen ge-