wegen seines Liberalisierens, so waren auch die
Nationalliberalen keineswegs mit ihm zufrieden
oder er mit ihnen. Im Januar 1888 brachte die
Regierung ein neues, sehr verschärftes Sozialisten-
gesetz ein für die Dauer von fünf Jahren. Unter
Führung der Nationalliberalen lehnte der Reichs-
tag es ab und verlängerte nur das bestehende
Gesetz noch auf weitere zwei Jahre. Im Februar
1889 brachten die „Hamburger Nachrichten“ einen
offenbar inspirierten Artikel, der die National-
liberalen anklagte, auf das Ableben Bismarcks
zu spekulieren, seitdem er in einer Reichstags-
sitzung den Eindruck gemacht habe, daß er im Be-
griff stehe, dem Greisenalter seinen Tribut zu
zollen. Selbst unter den treuesten Anhängern des
Kanzlers erwuchs eine starke Mißstimmung wegen
überaus gehässiger Angriffe auf das Andenken
Kaiser Friedrichs. Man beschuldigte ihn der Unter-
grabung der monarchischen Gesinnung, und das
Zentrumsblatt, die „Germania“, brachte einen
höhnischen Artikel mit der Überschrift: „Es gelingt
nichts mehr."
Es war vorauszusehen, daß bei den Reichstags-
wahlen, die Anfang 1890 stattfinden mußten,
110