Full text: Bismarcks Erbe.

die Kartellmajorität in die Brüche gehen würde. 
Der Zufall, daß nach Erhöhung der Getreidezölle 
die Weltmarktpreise stark in die Höhe gingen, ließ 
diese Zölle als agrarische Ausbeutung erscheinen, 
und die hohe neue Branntweinsteuer, die so kon- 
struiert war, daß den Brennereien dabei eine sehr 
reichliche Entschädigung für die Lasten des Gesetzes 
zufiel, bot ebenfalls ein sehr aufreizendes Agita- 
tionsmittel für die Massen. 
Das Kartell verlor über 70 Stimmen; die So- 
zialdemokraten stiegen von 11 auf 35, das Zentrum 
erreichte mit 106 Stimmen sein Maximum, die 
Freisinnigen stiegen von 32 auf 67. 
Ein derartiges Ergebnis wurde von jedermann 
erwartet, und in Bismarcks Gedanken muß die 
Frage, wie er sich zu einem solchen Reichstag 
stellen werde, längst hin und her geprüft worden sein. 
Ähnlich zusammengesetzte Reichstage hatte er 
ja auch 1881—1887 gehabt und schwer genug mit 
ihnen gekämpft. Jetzt war die Lage noch viel un- 
günstiger. Damals hatte er die große Gabe der 
Schutzzölle zu vergeben gehabt und hatte die Außen- 
werke der Kulturkampfgesetzgebung geopfert und 
vielleicht schon etwas mehr. Was der Kartell- 
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