Full text: Bismarcks Erbe.

änderung durchführen können; er selber aber 
könne und wolle seine Regierung nicht damit be- 
ginnen, daß er auf seine Untertanen schießen lasse. 
Der Kaiser wollte etwas ganz anderes, das ge- 
rade Entgegengesetzte. Er wollte die lange ge- 
forderte Arbeiterschutzgesetzgebung (Sonntags- 
ruhe, Einschränkung der Frauen= und Kinderarbeit, 
Fabrikaussicht) ernsthaft und sogar auf inter- 
nationaler Grundlage in Angriff genommen sehen. 
Noch am 7. Januar, als der Minister v. Boetticher 
den Reichskanzler in Friedrichsruh besuchte, hatte 
dieser ganz sicher geglaubt, daß er dem Kaiser solche 
Gedanken ausreden werde. Jetzt war er nicht nur 
mit den Parteien des Reichstages, sondern auch 
mit dem Monarchen in einem unlöslichen Wider- 
spruch. 
Es bedarf heute keines Beweises mehr, daß die 
Bahn, die Bismarck einschlagen wollte, ins Ver- 
derben geführt haben würde. Obgleich die Wahlen 
von 1890 noch unter der Herrschaft des Sozialisten- 
gesetzes stattfanden, so hatte sich die Zahl der so- 
zialdemokratischen Stimmen doch in den drei 
Jahren seit 1887 etwa verdoppelt und war auf 
1½ Millionen gestiegen. Daß durch Auflösung 
123
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.