Full text: Bismarcks Erbe.

politik als an dem ganzen Sozialistengesetz?" Man 
erinnere sich an die Situation. Die Wahlen standen 
vor der Tür, und es war sicher, daß das Kartell da- 
bei die Mehrheit nicht behaupten würde. Das Kartell 
konnte erst unter ganz neuen Bedingungen wieder 
brauchbar werden. Helldorff konnte also jenes angeb- 
lich eindeutige Wort ganz umgekehrt dahin auslegen, 
daß dem Fürsten an dem jetzigen Sozialistengesetz 
nichts liege, daß man aber für eine zukünftige Wieder- 
belebung der Kartellpolitik zunächst einmal durch eine 
Krisis hindurchgehen müsse. Vielleicht findet jemand 
auch noch andere Interpretationen jenes dunklen 
Satzes. Gerade indem Thimme jenen Satz als 
richtig überliefert akzeptiert, bestätigt er, daß Bis- 
marck es an einer „klaren und eindeutigen Antwort" 
hat fehlen lassen — und der Fürst wußte, daß 
das die Ablehnung des Gesetzes herbeiführen werde. 
Er war eben der echte Diplomat: er sagte nicht dem 
um eine Entscheidung bittenden Abgeordneten „lehnt 
das Gesetz ab" — denn dann hätte die Verantwortung 
auf ihm gelegen, sondern er umging die direkte 
Antwort und schob damit die Verantwortung der 
Fraktion zu, wußte aber, daß sie nun so stimmen 
würde, wie er sich wünschte. 
Um der konservativen Fraktion, in der viele kon- 
fliktslüsterne Heißsporne waren, den Rückzug zu er- 
leichtern, verlangte Helldorff, daß die Regierung noch 
zwischen der zweiten und dritten Lesung die Er- 
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