Wir wollen Bismarcks Werk ja nicht als solches,
sondern wir wollen es betrachten unter dem Ge-
sichtspunkt des Erbes, das er uns hinterlassen hat,
und da ist es vor allem wichtig, sich klar zu machen,
wie sehr Bismarck durch den inneren Ausbau des
Reiches bis zum Schluß in Anspruch genommen war
und wie ein so wichtiges Stück wie die geregelte
Finanzgebarung, das Gleichgewicht von Ausgaben
und Einnahmen ihm bis zu seinem Abgang noch
nicht geglückt war, unter Dach zu bringen.
Der Fortgang unserer Betrachtung wird sich
darauf zu richten haben, inwieweit unter seinem
Nachfolger das begonnene Werk weitergeführt,
inwieweit das Erbe als neue, aus dem Überliefer-
ten erwachsene Aufgabe betrachtet worden ist.
Denn, wie Constantin Rößler beim Abgang Bis-
marcks in den Preußischen Jahrbüchern schrieb:
Das ist überhaupt der Erfolg der historischen Men-
schen, daß sie nicht ruhigen Besitz, sondern größere
Probleme zurücklassen.
Der Kaiser selbst verkündete, trotz des Personen-
wechsels an der leitenden Stelle bleibe der Kurs
der alte. Die vorwaltende Meinung ist wohl eher
die umgekehrte: daß man den Kurs Bismarcks
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