Full text: Bismarcks Erbe.

zu unterdrücken suchen. Ein derartiger Doktrinaris- 
mus, wie wir ihn in den letzten Jahrzehnten oft 
haben vortragen hören, war seinem politischen 
Denken durchaus fremd. 
Wie jeder Doktrinarismus so lag ihm auch 
der Nationalismus fern. „Sein Gesichtskreis“, 
schreibt sein ihm so nahestehender Kabinettschef 
Tiedemann"), „ging weit über die Grenzen seines 
engeren Vaterlandes hinaus und er war völlig 
frei von dem Chauvinismus der vulgären Vater- 
landsliebe; er nannte sich selbst wiederholt einen 
„Europäer“. Obgleich Ehrenmitglied des Allge- 
meinen deutschen Sprachvereins, liebte er es, seinen 
Reden durch den Gebrauch von Fremdwörtern und 
Zitaten aus fremden Sprachen nicht bloß Präzision, 
sondern auch Fülle, Eleganz und Buntheit zu 
verleihen.“) 
Überblicken wir sein Verhalten zu den Polen 
seine ganze Laufbahn hindurch, so sehen wir, daß 
es sich immer rein praktisch nach den Umständen 
*) Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bismarck 
von Christoph v. Tiedemann, S. 42. Leipzig, S. Hirzel. 
*) Vgl. meine Schrift „Die Sprachreinigung, Fürst 
Bismarck und Heinrich v. Treitschke. Verlag Georg Stilke. 
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