Bismarck tatsächlich, aus welchem Grunde auch
immer, den Vertrag kundbar gemacht hat.
Die Frage, wie man sich diplomatisch am besten
zu Rußland gestellt hätte und ob diese oder jene
Maßregel richtig oder fehlerhaft war, hat heute
sehr an Interesse verloren, da niemand mehr be—
zweifelt, daß die wilde Flut des Panslawismus
sich durch keinerlei diplomatische Mittel auf die
Dauer hätte eindämmen lassen.
In den ersten Jahren der Regierung Nikolaus' II.
war, wie jüngst ein Historiker bemerkt hat“"), das
Verhältnis zwischen Berlin und Petersburg zeit-
weilig sehr viel herzlicher als in den letzten Jahren
Bismarcks. Aber was hat es genützt? Wir konnten
nichts anderes tun, als die Bismarcksche Politik
fortsetzen, die eingestellt war auf den Zaren und
seine Ratgeber, aber die alte russische Autokratie
ist allmählich dahingeschwunden; der Zar und
seine Ratgeber haben sich mehr und mehr vom
Steuerruder verdrängen lassen müssen, und die
fanatischen Instinkte der Panslawisten, der russischen
Intelligenz, die die ungeheuren moskowitischen
*) Luckwaldt, „Bismarcks Erbschaft und der Krieg“,
„Das neue Deutschland“, Bismarck--Nummer, S. 183.
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