unmittelbaren Untergebenen (Staatssekretär des
Reichsmarineamts 1883—1888) genauer kennen
gelernt hatte, da nahm er ihn, als er seine letzte
Idee der gewaltsamen Niederschlagung der Sozial-
demokratie ins Auge faßte, für diesen Kampf als
Ministerpräsidenten in Aussicht; nicht wegen seiner
politischen Ansichten, wie er es später erklärt hat,
sondern wegen seiner hervorragenden Charakter-
eigenschaften — freilich eine Unterscheidung, die
praktisch nicht standhält, denn wie hätte er einen
Ministerpräsidenten neben sich stellen können,
von dem er nicht voraussetzte, daß er sehr ähnliche
politische Anschauungen habe wie er selber?
Fragen wir, wie Caprivi es zustande gebracht
hat, mit dem Reichstag auszukommen, da doch ein
Bismarck an dieser Möglichkeit bereits verzweifelt
hatte, so ist wieder der Grund nicht in abweichenden
Prinzipien zu suchen, sondern in der Tatsache, daß
der Nachfolger persönlich von gewissen historischen
Bindungen, von denen sich Bismarck nicht mehr zu
lösen vermochte, frei war. Zwischen dem Zentrum
und Bismarck und noch mehr zwischen der deutsch-
freisinnigen Partei und Bismarck hatten die jahr-
zehntelangen Kämpfe einen Abgrund des Hasses
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