auf 3,5 Mark herab, wofür der Landwirtschaft, zu-
mal der ostdeutschen, eine Kompensation, vielleicht
sogar eine Überkompensation durch Aufhebung des
Identitätsnachweises beim Export von Getreide
gewährt wurde. Unmittelbar darauf begannen
aber die Weltmarktpreise aufs neue rapid zu
sinken, was niemand vorausgesehen hatte. Kein
Wunder, daß, als die deutsche Landwirtschaft nun
in große Not geriet, sie die Schuld bei den Handels-
verträgen suchte und eine gewaltige Agitation gegen
Caprivi in Szene setzte. Man mag zugeben, daß
Bismarck viel zu sehr Agrarier gewesen wäre, um
jene Herabsetzung der Zölle zu dulden, und daß
hier wirklich eine Abweichung von seinem Kurse
vorliegt. Aber auf der anderen Seite ist nicht zu
vergessen, daß ohne die Milderung dieser Zölle
und ohne die Handelsverträge dem leitenden
Staatsmann die Sprengung der deutsch-frei-
sinnigen Partei schwerlich gelungen wäre.
Dem Zedlitzschen Volksschulgesetz wurde der
Vorwurf gemacht, daß es die Klerikalisierung der
Volksschule bedeute. Mir scheint, daß das doch
nur in wenigen Punkten der Fall war, über die
eine Vereinigung mit den Nationalliberalen wohl
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