zu erzielen gewesen wäre, und daß weniger durch
die Fehler in der Sache selbst, als durch einige par-
lamentarisch-taktische Fehler des Kultusministers
und Caprivis selbst das Gesetz zu Falle gekommen
ist. Einen Gegensatz zur Bismarckschen Politik darf
man daraus aber kaum konstruieren, wenn man
sich an dessen letzte Verhandlungen mit Windthorst
erinnert und nachliest, daß er in jenen Tagen
verkünden ließ, die Vorstellung, daß die Konser-
vativen sich niemals mit dem Zentrum verstän-
digen könnten, beweise nur, daß der Freisinn nicht
den Mut besitze, der Wahrheit ins Auge zu sehen.
Der wirkliche und letzte Grund, weshalb Caprivi
in der Erinnerung des deutschen Volkes heute noch
mit einer Art von Haß verfolgt wird, ist kein anderer,
als daß er eben der Nachfolger Bismarcks gewesen
ist und mit diesem dann in die peinlichsten persön-
lichsten Reibereien geriet. Bismarck hatte daran
nicht weniger Schuld als Caprivi — aber wie
konnte sich dieser überhaupt auf solchen Kampf
einlassen? Die große Masse des Volkes glaubte
ohnehin, daß die Entlassung Bismarcks nichts als
eine Sache der Laune und der Intrige gewesen
sei. Nun wurde der Held sogar noch persönlich ver-
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