Es hat in der Tat zuweilen Kolonien gegeben,
die, als rein wirtschaftliche Unternehmungen in
Szene gesetzt, sich rentiert haben. Aber das ist
nur geschehen, wo besonders günstige Umstände
vorlagen und zusammentrafen. Gerade indem in
Deutschland die ersten Gedanken auftauchten, daß
auch unser Volk an der transozeanischen Koloni-
sation beteiligt werden müsse, hatte man in Eng-
land die Rechnung aufgemacht, daß Kolonisation
keineswegs ein besonders rentables, sondern sogar
ein verlustbringendes Geschäft sei, und darüber
das tiefere theoretische Verständnis für das eigene
Tun, selbst hier im Mutterlande der modernen
großen Kolonisationen, so gut wie verloren.
Das 19. Jahrhundert, so reich es an idealistischen
Gedanken und Taten gewesen ist, ist doch in hohem
Maße erfüllt mit materialistischen Vorstellungen.
Auf diesem Boden des materiellen Interesses,
das das Leben der Völker bestimmt, ist ja die so-
genannte materialistische Geschichtsauffassung er-
wachsen, die wiederum ein wesentliches Element
der sozialdemokratischen Bewegung geworden ist.
Kolonien, lehrte man in den fünfziger und sech-
ziger Jahren in England, seien wirtschaftliche
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