bodenständiges, hier und da vielleicht auch ein bäuer-
liches Deutschtum behaupten und fortpflanzen kann.
Diese letzte Betrachtung habe ich im Jahre 1912
niedergeschrieben. Die heutigen Kriegsläufte haben
das Bild bestätigt und vertieft. Ein sehr großer
Teil der höheren und mittleren Intelligenzen,
die im Vaterlande kein ihren Fähigkeiten ent-
sprechendes Arbeitsfeld fanden, suchten bisher ihr
Brot in der Fremde. Während in Deutschland außer
einigen Jockeys, Tanzlehrern und Köchen wesentlich
nur Sprachlehrer und Bonnen fremder Zunge
ihre Bildung verwerten, haben wir Rußland
Ärzte, Apotheker, Lehrer, Ingenieure, Chemiker,
Techniker, Brauer, theoretisch gebildete Landwirte,
Kaufleute, Vorarbeiter, höhere Handwerker usw.
geliefert, die nun ins Elend geraten, ihres Berufes
verlustig, nach dem Kriege in die Heimat zurück-
strömen werden, so weit sie nicht gar von den
Russen nach Sibirien transportiert, in Hunger und
Frost umgekommen sind. Auch in England waren
ganze Kolonien von Deutschen des höheren und
kleineren Mittelstandes und nicht viel weniger in
Frankreich. Wo soll ihnen allen eine neue Stätte
an Stelle der zerstörten errichtet werden?
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