durchgreifende Abweichung von der Bismarck-
tradition, der Unterschied zwischen dem alten und
dem neuen Kurse.
Es ist richtig, daß schon Bismarck unsere haupt-
sächlichsten kolonialen Erwerbungen gemacht hat,
aber in einem Geist und unter Voraussetzungen,
die das Gedeihen von vornherein unmöglich mach-
ten. Schon er selbst und in steigendem Maße seine
Nachfolger mußten zu dem ursprünglich allgemein
perhorreszierten französischen System übergehen
und Reichsmittel für die Kolonien flüssig machen.
1885 hatte er auf die Frage Bambergers, ob im
Falle des Mißerfolges der kolonialen Gesellschaften
das Reich für sie eintreten werde, erwidert: „Wie
kann man das von mir annehmen, daß ich dann
mit der den Deutschen eigentümlichen Schwer-
fälligkeit eine solche mißglückte Frage als eine
nationale erkläre; wenn Sie jemals einen solchen
Reichskanzler hätten, müßten Sie ihn fortjagen.“
Aber schon von 1889 an mußte der Reichstag um
Bewilligungen angegangen werden, die im Jahre
1913 auf fast 100 Millionen gestiegen sind.
So alt der Satz ist, daß man nicht ernten kann,
was man nicht gesät hat, so scheint es, müssen ihn
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