erwerben. Hätte Bismarck Belgien preisgegeben, so
hätte er den Krieg mit Frankreich vermeiden können.
Merkwürdig genug klingt es heute, daß um der
Erhaltung Belgiens willen im letzten Grunde
Deutschland damals gegen Frankreich in den Krieg
gegangen ist. Freilich kann man dazu sagen, und
das mag man sich auch damals gesagt haben, daß
trotz der Opferung Belgiens der Krieg nicht ver-
mieden worden wäre. Die Eifersucht der Fran-
zosen war viel zu stark; die Einverleibung Bel-
giens wäre nur der Auftakt gewesen für das Auf-
leben des alten Begehrens des ganzen linken
Rheinufers. Wie dem auch sei, Bismarck bewies
den Franzosen von jetzt an kein weiteres Ent-
gegenkommen, und Napoleon knüpfte statt dessen
mit Österreich und Italien an. Allem Anschein
nach hat er aber den großen Krieg gegen Deutsch-
land, dessen militärische Kraft er kannte, zu ver-
meiden gewünscht; er brachte das österreichisch-
italienische Bündnis deshalb formell nicht zum
Abschluß, sondern wünschte es nur so weit zu be-
nutzen, um Preußen einzuschüchtern, um im letzten
Augenblick, nachdem schon mobil gemacht sei, oder
sogar noch nach der ersten Schlacht, sich mit ihm
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