Full text: Bismarcks Erbe.

deshalb kapituliert, sondern ist ausschließlich dem 
Hunger erlegen. 
Eine unerhörte Gunst des Schicksals hat Preußen 
damals gleichzeitig den genialen Staatsmann und 
den genialen Strategen beschieden und dazu den 
König, der sich stets über diesen seinen beiden 
Dienern in seiner königlichen Würde zu behaup- 
ten wußte. Man verdunkelt nicht nur die Wahrheit, 
sondern nimmt der Epoche auch ein Stück ihrer 
Größe, wenn man die Grenzen zwischen den drei 
Persönlichkeiten verwischt und möglichst alle Eigen- 
schaften allen dreien zuteilt. Es genügt deshalb 
nicht zu sagen, Bismarck war der Staatsmann, 
Moltke war der Stratege, sondern man vertieft 
die Umrisse der historischen Gestalten, indem man 
hinzufügt: Bismarck war kein Stratege und Moltke 
war kein Politiker*); König Wilhelm brauchte 
keins von beidem zu sein, er war und blieb der 
König. Freilich ergibt sich nun daraus, daß sie 
nicht nur nebeneinander, sondern auch häufig gegen- 
einander kämpften. Das ist die Tragik der Welt- 
*) Vgl. den schönen Aufsatz von Rudolf Peschke. 
„Moltke als Politiker", Preuß. Jahrb. Bd. 158, S. 16 
(Okt. 1914). 
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