geschichte. Mit der preußischen Armee hat Bis-
marck seine großen idealen Ziele erreicht, und ohne
sie hätte er sie nicht erreichen können. Die ganzen
„Gedanken und Erinnerungen“ aber sind erfüllt
von unfreundlichen, zuweilen geradezu feindseligen
Äußerungen über „die Militärs“. Umgekehrt finden
wir z. B. auch von Manteuffel aus dem Jahre
1870 eine Äußerung zu Stosch über Bismarck, „es
sei eine Schande, daß ein solcher Politiker mehr
Einfluß habe als die Heerführer und Generale",
und auch zwischen Bismarck und Moltke ist ein
freundschaftliches Verhältnis nie wiederhergestellt
worden. Wie könnte es auch anders sein? Noch
in seinen „Gedanken und Erinnerungen“ hat Bis-
marck geschrieben: „Es ist nicht anzunehmen, daß
die übrigen Generale von rein militärischem Stand-
punkt anderer Meinung als Roon sein konnten.“
Wie könnte man jemandem, den man solcher Sünde
anklagt, jemals wieder freundlich gesinnt sein, und
wie könnte jemand, dem ein solcher Vorwurf ge-
macht ist, ihn jemals verzeihen?
Als Bismarck im Reichstag die schmerzbewegte
Ansprache über das Ableben Kaiser Wilhelms ge-
halten hatte, reichte ihm Moltke die Hand, aber
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