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Da die amtlichen Ausweise über den deutschen Außenhandel
während des Krieges aus begreiflichen Gründen nicht veröffent-
licht werden, so kann man ein klares Bild der Abnahme der
Umsätze nicht erhalten. Immerhin kann aber mit ziemlicher
Sicherheit angenommen werden, daß die Verringerung des Um-
fanges unseres Außenhandels nicht das von den Feinden Deutsch-
lands erhoffte Maß erreicht hat. Die Gefährdung der Handels-
straßen zur See hat einen Teil der deutschen Schiffahrt lahm-
gelegt und den Import von Rohstoffen ebenso wie den Export
unserer gewerblichen Erzeugnisse stark verringert. Schon aus
dem Umstande, daß diejenigen Länder, mit denen Deutschland
gegenwärtig im Kriege liegt, früher einen großen Teil des deut-
schen Exports aufnahmen, ergibt sich eine unausbleibliche Be-
einträchtigung des deutschen Außenhandels. Da aber der Handel
zu Lande, abgesehen von demjenigen nach den angrenzenden
Feindesländern, nicht unterbunden werden kann, so steht der
deutschen Volkswirtschaft eine Reihe von Handelswegen ins
Ausland offen, die sie zum Teil auch anstelle des versperrten
Seeweges benutzen kann. Die Verringerung des Außenhandels
bedeutet zwar unzweifelhaft eine Schädigung der deutschen
Volkswirttschaft, vermag sie aber nicht zu erschüttern. Allem
Anschein nach sind die Folgen des Wirtschaftskrieges bis-
her für Deutschland in ihrer Gesamtheit weniger umfangreich
als für die gegen Deutschland kämpfenden Länder. Nach
einer Mitteilung des Reichsbankpräsidenten ist die deutsche
Ausfuhr im August weder absolut noch relativ so stark zurück-
gegangen wie diejenige Englands. In England ist die Ausfuhr
im August dem Werte nach um rund 45°; gegen den August
des Jahres 1913 zurückgegangen. Da Deutschlands Ausfuhr im
August 1913 dem Werte nach etwa 785 Millionen M. betragen hat,
so muß die deutsche Ausfuhr im August 1914 zum allermindesten
noch etwa 432 Millionen M. betragen haben. Über die weitere
Entwickelung des Außenhandels in den folgenden Kriegsmonaten