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gebaut, aber leider bald nach Eröffnung des Betriebes — im ersten Jahre prodnzierte
sie 2500 Zentner Zucker und 70 0001 Rum — weil die Leistungsfähigkeit der arabischen
Zuckerrohrproduzenten überschätzt worden war, aufgegeben. Die Tabakkultur im
Rufidjidelta wurde fallen gelassen; dafür entwickelte sich daselbst ein rationeller Forst-
betrieb. Ein Privatsägewerk der Rufidji-Industrie-Gesellschaft, das daselbst errichtet
wurde, mußte allerdings liqnidieren. Auch wurde vom Gouvernement der Vieh-,
namentlich der Eselzucht Interesse zugewendet, Tierärzte angestellt und die Stationen
und Bezirksämter bei ihren Fahrversuchen durch Zuweisung von Material unterstützt.
Der vermehrten Nachfrage nach Handwerkern wurde Rechnung getragen, indem der
Rektor Blank in Tanga der Gonvernementsschule eine Handwerkerschule angliederte.
An verschiedenen Stellen im Schutzgebiete waren Mineralien gefunden worden.
Dank der gründlichen Tätigkeit des Bergassessors Boruhard und seiner Nachfolger hatte
man ein klares Bild von dem geologischen Aufban des Schutzgebietes erhalten. Die von
ihm am Nijassa entdeckten Kohlen konnten zwar mangels einer Verbindung mit dem
Weltmarkte nicht abgebaut werden. Dafür aber wurden Granaten aus dem Hinterlande
von Lindi exportiert und das Jrangi= und das Ußindjasyndikat begründet zur Verwertung
des Goldes, das Prospektoren in den Gebieten südlich und südöstlich der Vietoria-Rjansas
nachgewiesen hatten. Eine Verordnung über das Bergrecht wurde erlassen. In den
Hafenstädten wurden neue Handelshäuser gegründet, in Daressalam sogar eine Branerei,
die heute in hoher Blüte steht. Das war aus gesundheitlichen Gründen zu begrüßen, weil
bei dem großen Flüssigkeitsbedarf in den Tropen und dem nicht einwandfreien Wasser
die Kolonisten jetzt leichte Getränke an Stelle der schwer eingebrauten Exportbiere und
des Whisky erhielten.
Unter dem Bandirektor Gurlitt entstand eine Reihe neuer würdiger Gebäude,
anßer Beamtenwohnungen in Daressalam zwei Kirchen, das Gebäude der Landes-
kulturabteilung und des Bezirksamtes, ein Bezirksamt auch in Bagamojo und Tanga;
hier auch ein Schulgebäude und ein Krankenhaus.
Die Verkehrsverhältnisse besserten sich. Die D. O. A. L. ließ ihre Dampfer fortan
vierzehntägig laufen. Der Energie und dem Geschick des Oberleutnants Schloifer gelang
es, die aus Mitteln der Antisklavereilotterie beschaffte „Hedwig von Wißmann“ auf den
Tanganjika zu bringen. Die Gonvernementsflottille wurde um den großen schönen
„Kaiser Wilhelm II."“ vermehrt und durch die unglückliche „Ulanga“, die den Rufidji
befahren sollte, sich aber als unbrauchbar erwies, weil man sie in Deutschland nach
größeren Maßen ausführte, als das Gouvernement angegeben hatte. Von dem Ceeil
Rhodesschen Uberlandtelegraphen Kap—Kairo wurde damals das Stück Bismarckburg—
Udsjidli begonnen, das dem Schutzgebiete zugute kam. Auch der Telegraphenbau auf der
Strecke Daressalam—Mpapua wurde in Angriff genommen und der Ban der Usambara=
bahn nach Korogwe fortgesetzt.
Wir sehen, daß unter General von Liebert, allerdings dem ersten Gouverneir, dem
es beschieden war, zwei Dienstperioden im Schutzgebiete zuzubringen, energisch und
vielseitig gearbeitet wurde. Manche Keime gingen allerdiugs erst nuter seinem Nach-
folger auf. Die Stellvertretung führte, da der Finanzdirektor von Bennigsen Gouverneur
von Neuguinea geworden war, der berühmte „Alte Römer“ aus Südwestafrika, Major
von Estorff. In den ihm fremden Verhältnissen trat er vorsichtig auf und verwaltete
die Kolonie mit Geschick und Verständnis.
Gouverneur Graf Götzeu.
Im April 1901 übernahm Adolf Graf von Götzen das Gonvernement. Er war eben-
falls kein Neuling in Ubersee und in Afrika. 1893/94 durchquerte er den dunklen Erdteil
von Pangani aus, wobei er zuerst nach Ruanda, dem Kiwusee und den dortigen Vulkanen
gelungte. 1806 nahm er als Militärattaché in Washington am amerikanisch-spanischen
Kriege teil.