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von Händlern und gegen einen Prätendenten, der in dem Kampfe siel, unternommen
werden.
Systematisch wurde die Zivilverwaltung ausgebaut: 1906 wurden Mpapna, Tabora,
Muansa und Moschi Bezirksämter, die dazugehörigen Militärposten Nebenstellen,
Bukoba, Urundi und Ruanda Residenturen. 1910 wurde in Nordusiguha und Süd-
ussukuma je eine Nebenstelle (Handeni und Schinjanga) errichtet; 1912 standen unter
Militärverwaltung nur noch die Bezirke Jringa und Mahenge.
Die Grenzen des Schutzgebietes gegen die Nachbarkolonien wurden überall, wo
sie noch offen waren, festgelegt. Die Regelung der Njassagrenze gegen Portugiesisch-
Ostafrika brachte 1907 einen Gebietszuwachs von 500 akm. Im Mai 1910 erfolgte auch
endlich die Vereinbarung mit Belgien über die Grenze nördlich des Tanganjikasees. Ganz
Ruanda blieb deutsch, nur auf die Insel Kwidjwi im Kiwusee wurde verzichtet. 1911 wunde
dann auch die Nordwestgrenze gegen das britische Uganda abgegrenzt.
Die Bahnbanten schritten rüstig fort. Die Zentralbahn eröffnete 1907 den Betrieb
bis Morogoro; zugleich wurde der Weiterbau bis Tabora beschlossen, 1909 wurde Kilossa
erreicht und am 26. Februar 1912 Tabora. Am Ban, den die Firma Philipp Holzinann
& Co. ansführte, waren durchschnittlich 300 bis 400 Europäer und rund 15 000 Farbige
beschäftigt. Durch Gesetz vom 12. Dezember 1911 wurde die Fortsetzung bis Kigoma
(Udsidri) beschlossen.
Die Usambarabahn ward in derselben Zeit zur Nordbahn des Schutzgebietes. Den
Bau führte die Firma Lenz & Co. in Berlin aus. Sie erreichte 1909 Buiko am Südost-
ende des Paregebirges und 1912 Moschi am Kilimandjaro. Eine Nebenbahn, die zum
Sigisägewerk der deutschen Holzgesellschaft für Ostafrika in Ostusamabara führt, war
1905 begonnen worden und erreichte 1910 ihr Ziel — 23 Im Schienenstrang. Nach dem
Sägewerk Neu-Hornow der Firma Wilkins & Wiese auf 2000 m Höhe in Westusamabara
führt eine kühn angelegte Drahtseilbahn, die 1909 vollendet wurde. Von der Bahn-
station Mombo zum Bezirksamte Wilhelmstal hinauf wurde eine kunstvoll trassierte
und ausgebaute Automobilstraße (1907) angelegt.
Der Hafen Daressalam wurde 1906 ausgebant durch die Ostafrikanische Eisenbahn-
gesellschaft, welche eine Kaimaner und ein Zollgebäude mit elektrischen Laufkränen
errichtete. Der Hafen von Tanga ist noch im Bau.
Zahlreiche Plantagengründungen am Rufidji veranlaßten den Kommunalverband
Mohorro 1908 einen Heckraddampfer in Betrieb zu setzen, bei dessen Ansführung glück-
licherweise die Fehler der „Ulanga“ vermieden wurden. Er bringt, allerdings ohne
den gestiegenen Anforderungen noch genügen zu können, die Ernten zur Rufidjimündung,
wo sie auf die Seeschiffe übergeladen werden. Der D. O. A. L. erwuchs 1909/10 eine
Konkurrenz durch die Union Castle Mail-Steamship Coy, die vierwöchentlich von Ham-
burg aus ums Kap bis Mombassa lief, und durch die Mogul Line, die zwischen Bombay
und Daressalam ihre Schiffe laufen ließ. Auch die Società di Servizi Marittimi, die
British India Steamship Navigation Coy und die Bombay and Persia Stcamsbip
Navigation Coy erschienen auf dem Plan, gaben aber bald wieder die Konkurrenz auf.
Die Plantagenanlagen häuften sich. Und zwar war es nicht nur der Norden, die
Bezirke Tanga, Pangani, Wilhelmstal, in denen Kronland begehrt wurde. In Moschi
hatten sich schon unter dem Grafen Götzen Buren, die nach dem südafrikanischen Kriege
ns Transvaal ausgewandert waren, seßhaft gemacht; ihnen schlossen sich griechische
und italienische Kaffee= und Baumwollpflanzer an. Das aus der deutschen Kolonial-
gesellschaft hervorgegangene ostafrikanische Besiedelungskomitee sandte Deutschrussen
aus dem Kaukasus an den Mern, wo sie unter Leitung des Mitbegründers der Kolonic,
Hauptmann a. D. Leuc, eine Ansiedelung gründeten. Allerdings wanderten sic — und
ein Teil der Buren — bald wieder ab; aber der an sich leicht zu verschmerzende Verlust
wurde durch zuwandernde deutsche Farmer und Pflanzer mehr als ausgeglichen. An
der Zentralbahn entstanden Kautschuk-, Sisal= und Baumwollfelder, insbesondere bei
Morogoro und Kilossa. Hier verdient das großzügige, mit Dampfpflügen arbeitende