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Aufgabe, die zweifellos nicht der Kolonie selbst, sondern dem Reiche zufällt. Denn des
Reiches Würde und Machtstellung ist es, die eine Einbuße erleidet, wenn in der Kolonie
die dentsche Flagge nicht in Ehren weht oder gar niedergeholt werden muß. Außerdem
kommen die wirtschaftlichen Werte, die die Kolonie schafft, nicht dieser, sondern dem
Reiche zugute; in Deutschland sitzen die Aktionäre und Gesellschaften, denen die Divi-
denden der Plantagen= und Handelsgesellschaften zufließen, und nach Deutschland
kehren schließlich die Kolonisten, denen es geglückt ist, ein Vermögen zu erwerben, zurück,
um hier die Zinsen zu genießen. Der Reichszuschuß ist mit den wachsenden eigenen
Einnahmen ständig gesunken: 1903 bis 1913 von 5½ auf 3½ Millionen, während die
cigenen Einnahmen von 3⅜ auf 13¾/8 Millionen gestiegen sind.
Bis zum Jahre 1908 waren die indirekten Stenern (Zölle) die Haupteinnahmequelle
der Kolonie. Während aber seit 1901 bis 1913 die Zölle von 1 400 000 Mark auf 4½ Mil-
lionen angewachsen sind, stiegen die Steuererträge in der gleichen Zeit gar von ¾ auf
5½⅛ Millionen Mark.
Die Zölle werden sich stetig weiter heben. Demn sollte selbst einmal ein Stillstand
der großen Bahnbauten eintreten, so würden dafür die europäischen Plantagen den
Eingeborenen Gelegenheit geben, Arbeit zu finden und laufkäftig zu bleiben. Auch
die Steuererträge können sich noch weiterentwickeln; denn einmal sind zurzeit noch
3 bis 4 Millionen Menschen in der Nordwestecke der Kolonie unbestenert, sodann aber
kann die Stener in den Küstenbezirken bedeutend erhöht werden.
Der Personalreferent bearbeitet die persönlichen Angelegenheiten der ca. 450 Köpfe
zählenden Beamten und Angestellten der Regierung. Es ist in der Presse oft behauptet
worden, daß der Apparat zu groß sei, wenn auf je zehn enropäische Kolonisten ein
Beamter komme. Man unterschlägt dabei, daß 8 000 000 Eingeborene doch auch regiert
werden wollen! Es kommt aber nicht einmal ein europäischer Beamter auf 20 000 Ein-
geborene, weil in die Zahl der 450 auch die Arzte, Gelehrten, Forstlente, Lehrer, Seeleute,
Handwerker usw einbegriffen sind. Außerdem stellt in jeder Kolonie jeder Europäer
einen Kulturfaktor dar, dessen wirtschaftlicher Wert au den von ihm bezogenen Ein-
künften nur zu einem geringen Teile gemessen werden kann.
Der Justiziar vertritt die Interessen des Landesfiskus in Rechtsstreitigkeiten.
Das Baureferat hatte im Anfange unserer Tätigkeit in Dentsch-Ostafrika
wesentlich Hochbauten zu liefern, da es an Bureaugebäuden für das Gonvernement
und die Bezirksämter, an Beamtenwohnungen und Lazaretten fehlte. Immer mehr
aber ist neben den Hochbauten der Tiefbau und der Wegeban in den Vordergrund
getreten Natürlich bedarf die Bauinspektion eines erheblichen Stabes von Technikern,
von weißen und farbigen Handwerkern, sowie großer Werkstätten und Magazine.
Das Eisenbahnreferat hat mit dem Eisenbahnbaubetrieb nur indirekt zu tun,
da der Ban der Nordbahn der Deutschen Kolonial-Eisenbahnban= und Betriebs-Gesell-
schaft (Lenz & Coy), der der Zentralbahn der Firma Philipp Holzmann & Co übertragen
ist und da der Betrieb der erstgenannten Firma und der Ostafrikanischen Eisenbahn-
gesellschaft verpachtet ist
An Pacht nimmt das Gouvernement eine halbe Million ein, und doppelt soviel
aus den Zinsen der von ihm aufgekauften Anteilscheine der Zentralbahn. Dafür hat
das Schutzgebiet für Verzinsung und Verwaltung seiner Anleihe — wesentlich zu Eisen-
bahn= und Hafenbanzwecken — 4¾ Millionen ans seinem Jahresetat zu zahlen. Das
Eisenbahnreferat übt die Aufsicht über Ban und Betrieb der Eisenbahnen aus.
Die Gouvernementflottille besteht aus zwei Dampfern, die den Verkehr zwischen
den Küstenstädten vermitteln, zwei Zollkrenzern, je einem Dampfer auf dem Nijassa
und Tanganjika, und einem Heckraddampfer auf dem Rufidjiflusse. Die notwendigen
Reparaturen werden von einem Schwimmdock und umfangreichen Werlstätten in
Daressalam versehen. Dem Flottilleureferat untersteht auch das Hafen-, Befenerungs-
und Betonnungswesen der Kolonie. 4
Das Referat für Bergwesen bearbeitet die Verleihung der Berggerechtsame