Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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Die europäischen Pflanzungen haben folgende Gesamtflächen. Es sind bestanden 
   
mit Kautschukl 33 000 ha 
„ Sisalagaven 21 000 „ 
„ Baumwolle 14 000 „ 
„ Kokospalmen 6 000 „ (700 000 Bänme) 
„ Kaffee 3 000 „ 
„ Kapok 1 500 „ 
78 500 ha 
Von den Kautschukanlagen und von den Sisalagaven sind die Hälfte, von den 
Kokospalmen ein Viertel, von den Kaffeebäumen zwei Fünftel, von den Kapok- 
bänmen, die ein geschätztes Matratzenfüllmaterial ergeben, etwas über ein Viertel 
ertragsfähig. Ausgeführt wurden für 4¾ Millionen Kautschuk, dessen Marktwert 
durch die Tätigkeit der Aufbereitungsanstalt in Muhesa — an der Usambaiabahn — 
gehoben werden soll, für 4½ Millionen Sisalhanf, der zu Tauen verarbeitet wird, 
für 1½ Millionen Baumwolle, für über 1¾ Millionen Kopra, für 1¼ Millionen 
Kaffee und für 23 000 Mark Kapok. 
Im Jahre 1913 trat auf dem Kautschnkmarkt die lange befürchtete Katastrophe 
ein. Wie seinerzeit beim Kaffee hatten auch beim Gummi die hohen Gewinne zu zahl- 
reichen Neugründungen — in den Straits Settlements — geführt. Früher als man 
gefürchtet hatte, überschwemmten sie den Markt mit ihrem Produkt, dem billig zu ge- 
winnenden und dabei erstklassigen Tcvea-Gummi. Die Folge war ein Sturz des Preises 
unserer besten Sorten auf die Hälfte, der geringeren auf einen noch tieferen Stand; 
die im Oktober erzielten Preise betrugen 1,45 bis 2,30 Mark pro Pfund. Damit waren 
die besseren Sorten an der unteren Rentabilitätsgrenze, die geringeren unter derselben 
angelangt. Denn die reinen Gewinnungskosten zuzüglich Fracht usw. betrugen 1,45 
bis 1,70 Mark, wobei die Kosten des Waschens, der europäischen Pflanzungsangestellten 
und des Unterhalts der Pflanzung noch nicht eingerechnet sind! Ja bei manchen Gesell- 
schaften kommen bis zu 40 Proz. Kosten des heimischen Fraktionsapxarates hinzu. 
Die gesamten Kosten belaufen sich so auf 1,60 bis 3,00 Mark. 
Bei den Versuchen zur Sanierung kommen Frachtherabsetzungen nicht erheblich 
in Betracht, sind aber, wenn sie auch nur 2 bis 5 Pfennige pro Pfund ausmachen, immer- 
hin mitzunehmen. Mehr wäre schon gewonnen, wenn das Gouvernement gestattete, 
die Arbeiter auf mehrere Jahre anzuwerben, wodurch die enormen Anwerbekosten 
vermindert, und die Produktionskosten um 30 bis 50 Pfennige pro 1 Pfund herab- 
gedrückt werden könnten. Aber auch dann würde noch kaum eine Rentabilität erzielt 
werden. Auch ist nicht anzunehmen, daß eine Besserung der Lage des Weltmarktes 
eintritt. Einmal ist der Verbrauch nicht in dem erwarteten Maße gestiegen, weil infolge 
der Erfindung billiger Wiederherstellungsmethoden Kantschnk, der in früheren Jahren 
als verbraucht galt, weiter verwendet wird, sodann wachsen in Hinterindien noch Millionen 
von neuen Bäumen alljährlich zur Zapfreife heran. Und eine größere Nachfrage auf 
Grund neuer Verwertungsmöglichkeiten setzt eben leider einen Tiesstand der Preise voraus. 
Unter allen diesen Umständen wird man sich nach neuen Kulturen umsehen müssen, 
durch die der Kautschuk in systematischer Progression ersetzt werden kann. Wenn sich 
alle Kautschukpflanzer gleichzeitig auf den Sisal stürzen würden, würde wahrscheinlich 
auch für dieses Produkt eine Katastrophe heraufbeschworen werden. Dagegen sind 
Olfrüchte Prodnkte, welche bei steigenden Preisen eine voraussichtlich dauernde Nach- 
frage erleiden werden. Wo es nach Bodenart und Klima möglich ist, sollte man daher 
zu diesen Kulturen (Ol., Kokospalmen usw.) übergehen. 
Der Bergbau liefert im wesentlichen zwei Produkte: Glimmer und Gold. Im 
ganzen sind 111 Bergbaufelder belegt. Glimmer fördern drei Gesellschaften, sämtlich 
im Ulugurugebirge (Morogoro), 1911 im Ausfuhrwerte von 350 000 Mark gegen 
250 000 Mark im Jahre 1900. Die Kironda-Goldminen Gesellschaft gewinnt etwa 
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