mals kurz die Diamanten erwähnen. Vom Jahre 1908 an nahm die Auffindung
diamanthaltiger Kiesfelder stctig an Ausdehnung zu. Erst gegen Mitte des Jahres
1912 ist ein Stillstand eingetreten, doch scheint es keineswegs ausgeschlossen,
daß im Laufe der weiteren Durchforschung der Küstengebiete auch weitere neue
Diamanten-Lagerstätten aufgesunden werden. Die wertvollsten der bisher be-
kannten Felder liegen östlich und südlich von Lüdceritzbucht und ziehen sich längs
der Küste über die Elisabeth= und Prinzenbucht bis zur Pomona-Pforte und über
diese hinaus zum Kap Bogenfels und bis südlich von Angras Juntas hin. Wenn
es vielfach Verwunderung erregt hat, daß die Auffindung der Diamanten so spät
erfolgte und daß — besonders während des großen Krieges in den Jahren 1904
bis 1906 — Tanusende die Wüstenwege von Lüderitzbucht ins Innere und vom
Innern zur Küste gezogen sind, ohne etwas von dem Vorhandensein der Steine
zu bemerken, so wird dem als hauptsächlichste Ursache entgegenzuhalten sein,
daß all diese Menschen nur das eine Interesse hatten, der furchtbaren Wüste so
schnell als möglich zu entrinnen und die Küste oder das Innere zu erreichen.
Die Diamanten bilden bisher das einzige Minecral, das in der küstennahen
Namib entdeckt worden ist. In größerer Ferne vom Meere sind wohl hier
und dort Kupferfunde gemacht worden, ohne daß sich jedoch die Abbauwürdigkeit
eines dieser Vorkommen erwiesen hat.
Wenn wir nunmehr zur Betrachtung der einzelnen Landschaften Südwest-
afrikas übergehen, so muß voransgeschickt werden, daß sich der Übergang von
den Küstenwüsten zu den wertvollen Weidelandschaften des Inneren in der ge-
samten Längenausdehnung des Schutzgebiets ganz allmählich vollzieht. Diese
Tatsache findet ihre Erklärung in dem gleichmäßigen Aufban der Küstenland-
schaften vom hohen Norden bis hinunter zur Südgrenze. Fast überall hebt sich,
dem Auge sofort sichtbar, das Land vom Meeresstrande stark an und steigt rasch
und stetig zu bedeutenden Höhen. So befinden wir uns — immer in der gleichen
Küstenferne von etwa 150 km — im Kaokofeld östlich vom Hoanib-Mund bei
Otjikaware auf 1200 m Höhe, bei Korrikas östlich des Hnab-Mund auf 1000 m,
nordöstlich von Swakopmund bei Ababis auf 1200 m und bei Schakalskuppe
östlich von Lüderitzbucht sogar auf rund 1500 m.
Diese Angaben lassen ungefähr die Linie des längs der Küste hinstreichenden
Hochlandrandes erkennen. Zwischen ihm und der Küste stürzt das Land bald
in Terrassen ab, bald senken sich unendliche Ebenen scharf zum Meeresstrande
nieder. Ob aber diese Gebiete von wilden, mit Sand bewehten Gebirgen, ob
sic von Dünenmassen oder von Sand-, Stein= und Kieswüsten eingenommen
werden, immer nimmt nach dem an Niederschlägen reicheren Osten hin die
Vegetation langsam aber stetig zu.
Wie dünne, vom Winde verwehte, hell schimmernde Seidenfädchen erscheinen
die ersten Gräser in den Vertiefungen der Namib und in den Regenschluchten,
die sich zu den Trockenflüssen des Wüstengebiets herniederziehen. Aber nach
und nach verdichten sich diese dem Ange zunächst kanm sichtbaren Hälmchen
zu kleinen Kolonien, dann zu langgezogenen Streifen längs der Rinnen, in
denen sich bei den spärlichen Regen dieser Gegenden einmal für kurze Zeil
Wasser gesammelt hat, und endlich erscheint vor dem Ange des Reisenden die
langersehnte „Trockensteppe“. Diesen bezeichnenden Namen tragen die Gebiete,
bei denen im UÜbergang von der Wüste zur Steppe bereits der Charakter der
letzteren zu überwiegen beginnt. Weit auseinandergezogen und in gewaltigen
Abständen stehen zunächst zwar noch die einzelnen Grasbüschel und die wenigen
verkümmerten und kriechenden Büsche — und doch geben sie, aus der Ferne ge-
sehen, dem vom Zuge durch die Wüste ermüdeten Auge des Wanderers bereits
das Bild der beginnenden Grasslur. Aber die Vegetation dieser Landstriche ist
eine durchaus unsichere und dem Zufall preisgegebene. Nach Jahren der Regen-