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Schwarze und Weiße Nosob, die nach Süden der Kalaharisteppe zustreben.
Mit ihren zahlreichen Nebenflüssen bilden diese Riviere weitverzweigte Systeme, die
für die Wirtschaft des Landes von höchster Bedeutung sind. Dem Charakter des
Schutzgebiets als gebirgiges und überall stark nach Westen abfallendes Hochland
entspricht es, daß all diese Flußläufe nicht dauernd, sondern nur in der Regen—
zeit offen zutage tretendes und dem Auge sichtbares fließendes Wasser führen. Wenit
wolkenbruchartig gewaltige Niederschlagsmengen vom Himmel stürzen, füllen sich
zwar die großen Flußbetten rasch mit Wasser, das ihnen von tausenden von
Rinnsalen, Wildbächen und Flüßchen aus den Bergländern zugeführt wird,
aber ebenso schnell donnern die Fluten, dem jähen Fall der Flußbetten folgend,
zu Tal. Nur selten genügen die Niederschläge, um ein Fließen oder, wie der
Südwestafrikaner sagt, ein „Abkommen“ eines der größeren Riviere bis zum Meere
zu bewirken. Ja, selbst wenn schäumende Wassermengen das Bett füllen und tage-
lang brausend und gurgelnd in ihm dahinschießen, verlaufen sich die Fluten doch
meist auf dem weiten Wege bis zum Meere, so daß das Mündungsgebiet des
Flusses nach wie vor trocken daliegt. Derartige teilweise Abkommen der Flüsse
treten besonders häufig in ihrem im Bereich der regenreichen Bergländer ge-
legenen Oberlauf ein. Der ununterbrochene Wechsel zwischen ebenem Lauf und
jähem Absturz macht es erklärlich, daß in einem großen Teil der südwestafrika-
nischen Riviere nur in den horizontal daliegenden Teilen dauernd ergiebige
Wassermengen aufgespeichert werden, während die abfallenden Teile derselben
trocken daliegen. Aber die Mehrzahl der großen Flüsse führt doch fast das ganze
Jahr hindurch Wasser dem Meere zu, das allerdings nicht reichhaltig genug ist,
um das Flußbett zu füllen, sondern unter der oberen Sandschicht zu Tal strömt.
Der Südwestafrikaner erschließt sich diese Schätze, je nach der Tiefe ihrer Lagerung,
entweder durch flache, im Flußbett gegrabene Löcher, sogenannte „Pützen“, oder
durch tiefere, seitwärts des Flusses bis zum Grundwasserspiegel gesenkte Brunnen.
Dauernd-fließendes Wasser tritt in den Rivieren zumeist nur dort zutage, wo
das Flußbett durchqnerende Felsbarrieren die Wasser zwingen, an die Oberfläche zu
treten. So entstehen die das ganze Jahr hindurch munter dahinsließenden Bächlein,
die wir besonders in den größeren Rivieren des Damara= und auch des Nama-
landes finden. Desselben Ursprungs ist auch die Mehrzahl der „Fonteinen“, der
Quellen, die mit „Quellen“ in dem bei uns in Deutschland üblichen Sinne nichts
Gemeinsames haben. Zwar finden sich auch solche, aber doch nur selten. Die
bekanntesten von ihnen sind die heißen Quellen von Windhuk, Omburo und Barmen
im Herero= und von Warmbad im Namalande.
Schon seit alters her hat die im Damaralande geübte Viehzucht zu dem
Versuch geführt, dem Mangel regelmäßiger Niederschläge durch die Aufspeicherung
der in der Regenzeit niederfallenden Wassermengen zu begegnen. Mit der zu-
nehmenden Besiedlung des Landes durch die weiße Rasse haben diese Bestrebungen
stets an Umfang und Bedeutung gewonnen. Dem Beispiel der Farmer des Kap-
landes folgend, schritt man dazu, durch das Aufführen von Dämmen und Tal-
sperren Stauseen zu schaffen, die heute bereits das Land mit einem Netze künst-
lich geschaffener Wasserstellen überspannen. Oft sind für die Anlage dieser Bauten
die „Vleyen“ Wegweiser gewesen, natürliche Sammelbecken des Wassers im Lehm-
boden, die sich sowohl im Hererolande, mehr aber noch im Bastard= und im
Groß-Namalande sinden.
Vom Norden des Damaralandes — von Grootsontein = Tsumeb und Outio
her — verstärkt sich in südlicher Richtung das Austreten gewaltiger Gebirgs-
massive, das endlich im Zentrum des Schutzgebiets in der Linie Omarnru-Wind-
huk seinen imposantesten Ausdruck findet. Weit vorgeschoben thront über den Gras-
ebenen der nördlichste Tafelberg, der quellreiche Waterberg, und 70 km westlich
von ihm erhebt sich das Paresisgebirge bei Outjo. Weitausgreisende Berg= und