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die gefürchtetste Einöde Südafrikas, die nur von Buschmannshorden durchschweift
wurde. In nenerer Zeit aber haben sich in einigen Teilen, besonders in der Süd-
kalahari, die Verhältnisse dadurch zum besseren gewendet, daß es gelungen ist,
durch Bohrungen hier und dort Wasser zu erschließen. Bringen diese Bestre-
bungen, die auf englischem Gebiet eifrig fortgesetzt werden, weiter guten Erfolg,
so werden weite Teile der Kalahari ihre Schrecken verlieren, und ihre gras-
bedeckten Weideflächen werden ausgenutzt werden können. —
Südöstlich von Gobabis und südlich von Windhnk treffen wir auf das Gebiet
der Bastarde von Rehoboth, die als Nachkommen von weißen Einwanderern und
Hottentottenfrauen ursprünglich südlich des Oranje im Kaplande saßen und erst
gegen Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf langwieriger, gefährlicher Wan-
derung nach Norden zogen und die Landstriche um Rehoboth besetzten. Dieses
seltsame Mischvolk, das sich selbst als die „Bastardnation“ bezeichunet, stellt schon
seit Menschenaltern weit höhere Anforderungen an das Leben als alle anderen
Farbigen Südafrikas. Die Kultur der Bastarde, die ganz an die ihrer Bäter,
der Buren, erinnert, wurde gleichfalls seit Menschenaltern als Erbe der weißen
Rasse von deutschen Missionaren der Rheinischen Missionsgesellschaft gepflegt
und gehütet. Als markanteste Persönlichkeit unter diesen Männern ist der Mis-
sionar Heidmann zu nennen, der die Bastarde nach Norden führte und ihnen
Jahrzehnte hindurch ein treusorgender Führer und Berater gewesen ist.
Die Landschafsten um Rehoboth gehören zu den schönsten und wertvollsten
des ganzen Schutzgebiets. Unendliche Weideflächen dehnen sich hier über Berg
und Tal aus; zahlreich und ergiebig sind die Wasserstellen des Landes. Weit-
hin verstrent liegen die Siedlungen des Bastardvolkes, vielfach auf den Höhen,
die sich längs der breiten, baumbestandenen und wasserreichen Riviere hin-
ziehen. Im Nordwesten tritt aus dem Komashochlande mit zahlreichen Neben-
flüssen der Kuiseb in das Bastardland, und seine Mitte durchziehen der Usib,
der Aub und der Oanob, die dem Fischfluß zustreben. Dieser bildet in seinem
Oberlauf im Westen die Grenze gegen das Groß-Namaland. Im Osten endlich
läuft der Elefantenfluß auf eine kurze Strecke durch das Land.
Seit alters her wird von den Bastarden bereits Garten-- und Ackerbau be-
trieben; berühmt ist ihre Zucht des „Afrikaner-Rindes“, das, größer und schwerer
als die Steppenrinder der Hererorasse, weit höhere Erträgnisse an Fleisch und
Milch liefert als jenes — und endlich sind die Bastarde weithin bekannte Pferde-
züchter und als solche geübte Reiter und Jäger. Ihre Niederlassungen unter-
scheiden sich scharf von denen der anderen, selbst bereits kultivierteren Eingeborenen
des Landes. An zahlreichen Plätzen finden wir massive Steinhäuser errichtet,
die auch in ansehnlicher Zahl den Hauptort Rehoboth bilden. Daß die Bastarde
von ihrer Entstehung an europäische Kleidung getragen haben, ist selbstverständ-
lich und entspricht ihrer Abstammung.
Etwa 60 km westlich von Rehoboth liegt in stark bergigem Gelände südlich
des 2300 m hohen Gansgebirges die frühere Hauptfestung Hendrik Witboois,
Hornkranz — 35 km in südwestlicher Richtung das Kaiserliche Gestüt Nauchas.
Südlich der Bastardlandgrenze dehnt sich über 500 km bis zum Oranje
das Groß-Namaland aus. Je weiter wir von Rehoboth nach Süden ziehen,
desto dichter wird das Gewirr der Gebirge und der unwegsamen Hochländer,
die den ganzen Westen des Landes erfüllen, um sich dann südlich von Keet-
mannshoop nach Südosten fortzusetzen. In drei gewaltigen, mit der fernen Küste
parallelen Strichen lanfen die Gebirge des West-Namalandes von Nord nach
Süd, unterbrochen von tieseingeschnittenen Flußtälern, längs derer sich die Hanpt-
verkehrsstraßen hinziehen. Hoch im Nordwesten ragt die wasserreiche Nankluft
auf, an die sich das unwegsame Tsarisgebirge, ein Tafelbergland von riesen-
haften Formen, auschließt, und endlich im Süden — mit seinen Ausläufern bis