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gegen die alte Missionsstation Bethanien heranreichend — das Tirasgebirge. Diese
gewaltige Gebirgsreihe wird in ihrem mittleren Teil durch einen dem Hutup
zustrebenden Fluß und im Süden durch den Lauf des Konkip scharf von der
zweiten Reihe der Erhebungen getrennt. In dieser ragen gewaltige Hoch-
ebenen auf, das Nananibplateau oder die Zwiebelhochebene und das Hanam-
plateau oder der Schwarzrand, die nach Osten wieder scharf zum Laufe des
Leber= und des Großen Fischflusses abstürzen. Östlich dieser Flüsse erhebt
sich dann das Urinanib= oder Weißrandgebirge, weitausgedehnte Kalk-
plateaus, die sich nach Osten zum Lauf des Auob= und des Elefantenflusses ab-
dachen. Die Anordnung dieser von langausgedehnten Flußtälern durchbrochenen
Gebirgsmasse bringt es mit sich, daß der Verkehr von West nach Ost in weiten
Teilen dieser Gebiete überaus erschwert ist und die Straßen in der Hauptsache
nordsüdliche Bahnen einhalten. So ist es, um ein Beispiel zu geben, nicht mög-
lich, mit Wagen die nur 70 km lange Strecke von Chamis über den Schwarz-
rand nach Berseba zu überwinden — man ist vielmehr gezwungen, das Hochland
südlich zu umgehen und über Bethanien und Keetmanshoop in über 300 km
langem Marsch Berseba zu erreichen.
Südlich Bethanien erhebt sich in der Hnibhochebene und in den nach Süden
anschließenden Hunsbergen ein Tafelbergland, das noch wenig begangen und
fast ganz unbekannt ist. Die Gebiete südlich von Keetmanshoop werden von den
Kleinen und Großen Karrasbergen beherrscht, weitausgedehnten wasserreichen
Massiven, in denen sich in den Jahren 1905 bis 1906 wilde Kämpfe mit den
Hottentotten abgespielt haben.
Überaus reich ist die Zahl der Flüsse und Flüßchen des West-Namalandes und
die der Wasserstellen, von denen viele in den Gebirgen gelegene nur den Ein-
geborenen bekannt sind. In über 600 km langem, von Norden nach Süden
gerichtetem Lauf durchzieht der Segenspender der von ihm berührten Landes-
teile, der Große Fischfluß, das Namaland. In der weiten Talspalte, in der
sich sein Bett dahinstreckt, sind unendliche Wasserschätze anfgespeichert. Zahlreiche
altbekannte Orte liegen an seinen Ufern, und weitansgedehnt sind die Teile des
Stromes, die ständig, auch in der Trockenzeit, Wasser führen. So empfängt man
bei Seeheim an der Eisenbahn Lüderitzbucht—Keetmanshoop ganz den Eindruck
eines dauernd fließenden tiefen Stromes — an anderen Orten erscheint er als
sanft dahinfließender Fluß, und dann wieder füllen die Wasser tiefe, von Schils-
dickungen umgebene fischreiche Weiher und Felsbassins, die oft durch lebhaft über
den Felsboden des Bettes dahinströmende Bäche verbunden sind. An anderen
Stellen liegt das breite, von schattigen Uferwaldungen umgebene Bett trocken da,
um nach kurzer Zeit wieder offenes Wasser zu führen. Während im nördlichen
Lauf die begleitenden Bergzüge weit vom Flusse zurücktreten, wird sein Bett
nach Süden, nach der Mündung in den Oranje zu, eng, wild und unwegsam.
Hinter diesem gewaltigen Rivier treten die anderen Flüsse des Namalandes
zurück, obschon auch sie von hoher Bedentung für den Wert des Landes sind.
Von ihnen sind neben dem Konkip, der sich nach 35 km langem Lauf dicht an
der Mündung des Fischflusses mit diesem vereinigt, vor allem der Tsub, der
Hutub und der Leberfluß zu nennen, die dem Fischfluß von Westen zulanfen.
Von Osten her mündet als bedentendstes und bekanntestes Rivier des südöstlichen
Namalandes der Löwenfluß südlich von Seeheim in den Fischfluß.
Die Niederschläge des Groß-Namalandes halten sich in den bevorzugteren
Teilen ungefähr auf der Höhe der des mittleren Schutzgebiets, in den östlichen
Gebieten aber und im Süden — um Warmbad und Kalkfontein — sinken sie be-
deutend unter diese herab. Im allgemeinen kann man die Verteilung der Regen-
mengen des ganzen Schutzgebiets dahin charakterisieren, daß ihre Mächtigkeit von
Süden nach Norden zunimmt und ebenso von Osten nach Westen — mit Ausnahme