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Stranßenjagd oblag, indem er sich in das Federkleid des Tieres hüllte und sich
in dieser Verkleidung dem Wilde näherte. Fremd ist dem Buschmann alles das ge-
blieben, was wir bei den meisten anderen Eingeborenen Südafrikas als Zeichen
höherer Entwicklung und Kultur finden. Er kannte und kennt weder Garten= und
Ackerban noch Viehzucht. Das Wild der Steppe ist des „Buschmanns Vieh“.
Auch die wenigen und fast schmucklosen Geräte seines armseligen Haushaltes sind
überaus dürftig und beschränken sich auf ausgehöhlte Flaschenkürbisse, kunstlose
Holzlöffel und ähnliches. Seine Kleidung — wenn man dies Wort überhaupt
anwenden darf — besteht in einem aus Wildfellen zusammengesetzten Mantel, der
aber meist nur nachts zum Schutz gegen die Kälte umgelegt wird. So stellen
die Buschleute eines der armseligsten Völker der Erde dar, das von jeher von
allen gehaßt und verfolgt wurde. Die unzugänglichsten Schlupfwinkel in Busch
und Steppe sind stets ihre Zufluchtsorte gewesen. Nicht unerwähnt bleiben darf
allerdings, daß sie sich die Feindschaft der anderen Völker durch ihre schlechten
Charaktereigenschaften, vor allem durch ihre bis in die neueste Zeit unverbesser-
liche Neigung zum Viehdiebstahl, zugezogen haben.
Auf einer bereits höheren Kulturstufe stehen die Bergdamara, bei denen
wir schon die Vorliebe für seßhafte Lebensführung finden. Hervorstechend ist
ihre Neigung zum Gartenbau und ihr Hang, größere Ansiedlungen zu begründen.
Trotzdem waren auch sie gezwungen, ein buschmannsähnliches Dasein zu führen,
weil sie gleich diesen von den herrschenden Eingeborenenstämmen verfolgt wurden.
Bevorzugt der Buschmann aber im allgemeinen mehr die Ebene und sucht im
dichten Dornbusch oder im wasserlosen Steppengebiet Zuflucht, so hat der Berg-
damara von jeher dem unwegsamsten Bergland den Vorzug gegeben. An ver-
steckten Wasserstellen hoch oben im Gebirge lagen in den früheren Zeiten, als die
deutsche Regierung sich ihrer noch nicht angenommen hatte, ihre Niederlassungen.
Mit dem Buschmann wetteifert der Bergdamara in der Höäßlichkeit der äußeren
Erscheinung, vor allem der des Gesichts. Ist aber der Buschmann ein auffallend
kleiner, schmaler, dürftiger und dem Augenschein nach körperlich-schwacher Menschen-
schlag, so stellt der Bergdamara in seiner massigen, breitschultrigen und gedrungenen
Figur das Gegenteil dar. Er ist ein reiner Neger mit aufgeworfenen Lippen, her-
vortretenden Backenknochen, eckiger Schädelform und dunkler, fast blanschwarzer
Hanutsarbe. -
Beide Völker, Buschleute und Bergdamara, haben sich im Verkehr mit den
anderen Eingeborenen und den Weißen das kriechende Wesen der jahrhunderte-
lang Unterjochten bis in die Neuzeit bewahrt. Während aber die Buschlente schnell
und unaufhaltsam ihrem völligen Untergang und Aussterben entgegengehen, ver-
mehren sich die Bergdamara stark, seitdem von# Jahre 1895 an die dentsche Re-
gierung ihre Siedlungen unter besonderen Schutz genommen hat. Der damalige
Landeshauptmann, Moajor Leutwein, hatte erkannt, ein wie branchbares Arbeiter-
material dieser Stamm sein könnte, wenn man ihn vor den dauernden Verfolgungen
der anderen Eingeborenen, vor allem der Herero, schützte.
Haben sich diese Völker im Wandel der Zeiten umd unter den nunmehr
29 Jahren deutscher Herrschaft in Südwestafrika nur wenig in ihren Sitten,
Gebräuchen, Anschanungen und Lebensgewohnheiten verändert, so ist ein um
so größerer Wandel bei zweien der früher herrschenden eingeborenen Nationen
eingetreten, bei den Herero und bei den Hottentotten. In der Tat herrschten sie
noch in den von ihnen besetzten Gebieten, als schon längst die Deutschen von
Südwestafrika Besitz ergriffen, dort eine Regierung eingesetzt und eine Schutz-
truppe begründet hatten. Ja — als schon die ersten Kriege der Deutschen gegen
diese Eingeborenen in den Jahren 1893 bis 1890 siegreich zu Ende geführt waren,
konnte trotzdem von einer Herrschaft der Deutschen im südwestafrikanischen Schutz-
gebiet noch keine Rede sein. Herero wie Hottentotten hatten sich hartnäckiger,