Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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geht daraus hervor, daß im Anfang August 96 Offiziere und 1500 Mann mit 
30 Geschützen und 12 Maschinengewehren in weitem Kreise die Stellungen am 
Waterberg umgaben. Mehr Truppen konnten nicht zur Front gebracht werden. 
Am 11. August begann der Angriff, der nach mörderischer zweitägiger 
Schlacht mit der vollständigen Niederlage der mit dem Mut der Verzweiflung 
fechtenden Herero endete. In vollständiger Auflösung wurden sie nach Osten in 
das Sandfeld geworfen. Bereits am 13. begann die Verfolgung einzusetzen, die 
in den folgenden Monaten den deutschen Truppen ungeheuere Strapazen auf- 
erlegte. In den Einöden des Sandfeldes erlagen tausende von Herero dem 
Durst, dem Hunger und den Geschossen der Verfolger. Nur geringen Teilen des 
schuldbeladenen Volkes gelang es, nach Überschreitung der Grenze sich auf bri- 
tisches Gebiet zu flüchten; unter diesen befand sich der Oberhäuptling Samuel 
Maharo. Anderen gelang es, wieder nach Westen durchzubrechen. Sie ergaben 
sich zum größten Teil späterhin den deutschen Truppen und wurden in Gefangenen- 
lagern gesammelt, in denen sich gegen Ende 1906 etwa 18000 Seelen befanden. — 
Als Oberst Leutwein im Norden des NamasLandes eintraf, waren bereits 
erneute Unruhen im Bondelzwart-Gebiet ansgebrochen. Zwei der berüchtigsten 
Führer der südlichen Hottentotten, Morenga und Morris, die nach Niederwerfung 
des Bondelzwart-Aufstandes im Jannar 1904 auf englisches Gebiet flohen, waren 
zurückgekehrt und schürten aufs neue den Aufstand. Dieser begann mit zahl- 
reichen Überfällen auf die deutschen Farmer. Hals über Kopf flohen diese in den 
Schutz der größeren Ortschaften. Die deutschen Truppen im Süden waren zwar 
schwach, aber noch hätte die Lage gerettet werden können, wenn nicht ein Ereig- 
nis eingetreten wäre, das mit einem Schlage überaus bedrohliche Verhältnisse 
im Nama-Lande hervorrief: der Abfall Hendrik Witboois im Oktober 1904. Ihm 
folgten nach und nach alle anderen Hottentottenstämme mit Ausnahme der Berse- 
baner. Diese Vorgänge trafen die weiße Bevölkerung des Nama-Landes und 
die Regierung um so überraschender, als noch hottentottische Hilfstruppen sich 
bei den gegen die Herero operierenden deutschen Streitkräften befanden. Als 
die Nachricht vom Aufstande der Naman im Hererolande eintraf, wurden diese 
Hilfstruppen entwaffnet und gefangen gesetzt. Nur wenigen gelang es, nach 
Süden zu fliehen und sich ihren aufständischen Brüdern anzuschließen. 
Ein Glück war noch, daß bei Ausbruch des allgemeinen Aufstandes im Okto- 
ber 1904 im Nama-Lande bereits Truppen aus dem Hererolande verfügbar waren, 
die sofort nach Süden abrückten. Inzwischen hatte sich der Aufstand, dem ebenso 
wie im Hererolande zahlreiche wehrlose Farmer zum Opfer fielen, mit reißender 
Schnelligkeit ausgebreitet. Oberst Leutwein traf in Rehoboth die ersten Maß- 
nahmen im nördlichen Namaland. Am 27. Oktober fanden die ersten Kämpfe 
mit den Rebellen statt, deren Hauptmasse Hendrik Witbooi bei Mariental sammelte. 
Es würde zu weit führen, die einzelnen Phasen des ungeheueren Ringens zu 
verfolgen, das sich nnn über 2 Jahre lang im Namalande von der Nordgrenze 
bis zum Oranje und von der Namib bis zur Ostgrenze abspielte. Erschwert wurde 
die Niederwerfung des Aufstandes dadurch, daß die Aufständischen sich nach den 
ersten großen Treffen nur noch selten in geschlossener Masse zum Kampfe stellten. 
Sie durchschweiften vielmehr in zahlreichen leichtbeweglichen Horden das Land 
und tauchten heute hier und morgen dort auf. Dieser Kleinkrieg stellte an die ver- 
folgenden Truppen übermenschliche Anforderungen. Wochenlang waren in den 
ersten Monaten die Heerstraßen aus dem Herero= nach dem Namalande mit 
marschierenden Truppen und ungeheueren Wagenzügen bedeckt, die Proviant und 
Kriegsmaterial nach Süden führten. Die Lage war zeitweise um so bedrohlicher, 
als der Weg von Lüderitzbucht durch die Wüste ins Innere durch seine Länge, 
mangelnde Wasserstellen und durch das zu durchquerende Gebiet der Wander- 
dünen ungehenere Schwierigkeiten bot. Da Ochsenwagen und Manltierkolonnen
	        
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