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Sambesi, liegt die über 400 km lange Nordgrenze des Ambolandes gegen Angola-
ohne natürliche Begrenzungen und nur durch einen Breitengrad gebildet da. Sie
schneidet aner durch die Interessen und Gebiete einzelner Ovambostämme und
würde in ihrer bisherigen Gestaltung naturgemäß jede Kontrolle unmöglich ge-
macht haben, selbst wenn eine solche beabsichtigt gewesen wäre. Hier hätte seit
Jahren auf eine gründliche Klärung der Verhältnisse hingearbeitet werden müssen.
Aber auch die neuerlichen Versuche der deutschen Regierung, im Ambolande
festen Fuß zu fassen, können nur als schwächliche und schüchterne bezeichnet
werden, obschon man allen Grund gehabt hätte, energischer aufzutreten, nach-
dem im Jahre 1904, kurz nach Ausbruch des Hereroaufstandes, der Häuptling
Nechale mit 500 Bewaffneten plötzlich vor der in der Nähe der Südgrenze des
Ambolandes liegenden deutschen Station Namutoni auftauchte und diese im Sturm
zu nehmen versuchte. Nur die heroische Tapferkeit der sieben Mann starken Be-
satzung — Soldaten und Farmer — hat hier den angenscheinlich beabsichtigten
Anschluß der Ovambo an die bereits aufständischen Herero verhindert. Die
Ovambo zogen ab, nachdem über 100 ihrer besten Krieger bei den vergeblichen
Angriffen auf die Feste gefallen waren. Dieser heimtückische Angriff hat nie seine
Sühne gefunden, man hat ihn vielmehr einfach ignoriert. Unmittelbar nach Nieder-
werfung des Herero= und Hottentottenaufstandes wäre der gegebene Zeitpunkt
gewesen, in eine endgültige Regelung der Verhältnisse mit den Ovambo ein-
zutreten, auf die der Sieg über die Rebellen einen tiefen Eindruck gemacht haben
mußte. Aber es geschah zunächst nichts. Viel später erst, im Jahre 1908, zog
der Hauptmann Franke mit einer nur kleinen Expedition in das Amboland.
Seiner Geschicklichkeit, seinem Ansehen und wohl auch der hilfreichen Unter-
stützung der finnnischen Missionare gelang es, alle Ovambohäuptlinge zur An-
nahme der deutschen Schutzherrschaft zu bewegen. Aber der hier erreichte Vor-
teil wurde wiederum nicht ausgenutzt, und die bereits für das Amboland ge-
plante deutsche Residentur ausgegeben — angeblich, weil sich im Reichstage Wider-
stand gegen ihre Errichtung erhob. Ich bin der Meinung, daß diese dann nicht
mit der nötigen Wärme und nicht unter genügender Darlegung der für das
ganze Wirtschaftsleben des Schutzgebietes so überaus dringlichen Gründe ver-
treten worden ist.
In schroffem Gegensatz zu der von den Deutschen geübten Art und Weise
sind die Portugiesen in den ihnen gehörigen nördlichen Teilen der von Ovambo-
stämmen bewohnten Gebiete vorgegangen. Sie haben es trotz unzulänglicherer
Mittel und trotzdem ihnen in der ersten Zeit von den Ovambo verschiedenfach
starke Niederlagen beigebracht worden waren, verstanden, diese Scharten energisch
auszuwetzen und durch die Anlage einer Reihe befestigter Plätze Ordnung in
das Chaos auf ihrem Grund und Boden zu bringen. Ich hatte seinerzeit an-
geregt, hier mit den Portugiesen Schulter an Schulter vorzugehen, die damit
natürlicherweise sehr einverstanden gewesen wären. Aber diese Anregungen sind
auch nicht einmal in ihren Vorfragen verfolgt worden.
Wie gering eingeschätzt auch noch heutzutage alle möglichen Fragen werden,
die ursächlich mit der Lösung der Ovambofrage zusammenhängen, zeigt u. a.
folgender Vorfall: An Stelle der 1904 von Nechale berannten Station Namutoni
war späterhin eine mächtige Feste als Bollwerk gegen die Ovambo errichtet
und mit einer Kompagnie besetzt worden. Bei den späterhin erfolgten Ver-
minderungen der Schutztruppe, gegen die ich stets warnend meine Stimme er-
hoben habe, wurde dann die Kompagnie durch einen Maschinengewehrzug er-
setzt. Heute halten in der Feste nur noch einige Polizisten die Wacht, ein Um-
stand, der das deutsche Ansehen bei den Ovambo unbedingt herabsetzen muß.
Neuerdings werden nun endlich die Vorarbeiten für die zur Erschließung
des Ambolandes so überans notwendige Fortführung der Nordbahn energischer