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gefördert. Wahrscheinlich wird die Trace Otjiwarongo-Outjo-Okaukwejo gewähl
werden. Dem Bahnbau werden gewisse Schwierigkeiten entgegenstehen, weil
weite Niederungen zu durchschreiten sind, die in der Regenzeit unter Wasser
stehen und deren tiefmorastiger Boden dann dem Verkehr schwere Hemmnisse be-
reitet. Aber diese Schwierigkeiten werden überwunden werden müssen, denn erst
durch die Eisenbahn wird das Amboland mit seinen mannigfachen Hilfsquellen.
dem Verkehr erschlossen und den südlicheren Teilen des Schutzgebiets nahegerückt
werden. Dann erst werden die Arbeiteranwerbungen im Ambolande durch schnellen
und gesicherten Transport in feste Bahnen gebracht werden können, und davon
werden alle wirtschaftlichen Unternehmungen im Schutzgebiet hohen, nachhaltigen
Nutzen ziehen.
Bisher war die Versorgung der Groß-Arbeitsstellen des Schutzgebiets — der
Eisenbahnbauten, Diamantenfelder und sonstigen Minen und anderen Betriebe
— durch Ovamboarbeiter unsicher, oft stockend und allerlei Zufällen ausgesetzt,
weil die Ovambo meist nach etwa sechsmonatlicher Arbeitszeit in ihre Heimat zu-
rückkehren und durch Neuankömmlinge ersetzt werden müssen. Zum Teil liegt das
in den Anforderungen begründet, die der heimatliche Ackerbau an sie stellt, zum
Teil spricht hier die Habsucht der Häuptlinge mit, die von jedem heimkehrenden
Arbeiter eine Abgabe erheben und daher bei häufigerem Wechsel größere Ein-
nahmen erzielen. In den ersten Jahren der Ovambo-Zuwanderung nach Süden
erfolgte diese ganz ohne Zutun der deutschen Regierung. Viele Ovambo wurden
durch den guten Verdienst angelockt und kamen freiwillig, denn sie sind sparsame,
dem Verdienen zugetane, zum großen Teil auch fleißige, anstellige und gutgelaunte
Leute — andere wieder mögen von ihren Häuptlingen geschickt worden sein. Als
dann später der Arbeiterbedarf dauernd stieg und die freiwillige Zuwanderung ihn
nicht mehr zu decken vermochte, erteilte die Regierung einigen Anwerbern die
Erlaubnis zum Betreten des Ambolandes. Neuerdings, seit dem Dezember 1911,
ist eine unter staatlicher Aussicht stehende „Anwerbestelle“ gegründet worden, die
aber nearber wesentlich günstigere Ergebnisse als die früheren Versuche nicht er-
zielt hat.
So liegt die „Ovambofrage“ heute noch ungelöst vor uns. Sie wird eine
befriedigende Erledigung erst finden, nachdem die deutsche Herrschaft im Ambo-
lande tatsächlich festen Fuß gefaßt hat. Dann wird sich auch das Schicksal des
Ovambovolkes zum Besseren wenden, auf dem heute eine wild-despotische Häupt-
lingsherrschaft lastet, die im Schatten der deutschen Flagge unmöglich sein sollte!
Wir können das wichtige Kapitel der „Eingeborenen“ nicht verlassen, ohne
einen zusammenfassenden Blick auf ihre heutige Lage und ihre Zukunft zu werfen.
— Seit der Niederwerfung des großen Aufstandes, seit 1906, sind die Stammes-
grenzen der ehemals herrschenden eingeborenen Völker gefallen. Was man in
früheren Jahren kaum für möglich gehalten hätte, ist zur Tatsache geworden:
Herero und Hottentotten leben im ganzen Schutzgebiet vermischt als Arbeiter der
Farmer und der industriellen Betriebe. Ein Teil von ihnen hat sich bereits an
die neuen Verhältnisse und an regelmäßige Arbeit gewöhnt, aber ebenso groß wird
die Zahl derer sein, die sich noch in den großen Eingeborenenwerften der Haupt-
orte oder im Felde umherschweifend zu verstecken suchen, um sich der Arbeit zu
entziehen. Diese Landstreicher müssen von der Polizei dingfest gemacht und geeig-
neten Arbeitgebern zugeführt werden, denn eine allgemeine und nachhaltige Kräfti-
gung der wirtschaftlichen Lage der Eingeborenen ist undenkbar ohne den Zwang
zur Arbeit! Hiervon ist auch die Landesregierung überzeugt. Neben regelmäßiger
Lohnarbeit, besonders der Männer, wird dann vor allem die Belebung des Garten-
baus und der Kleinviehzucht eine entscheidende Rolle bei der Hebung der Lage
der Eingeborenen zu spielen vermögen. Aus der Erstarkung ihrer Wirtschaft wird
wiederum der Handel des Schutzgebiets, dem durch die Zertrümmerung und Ver-