Pflanzenwelt.
Man kann Kamerun in zwei große pflanzengeographische Regionen, das west-
afrikanische Waldgebiet und das Grasland, einteilen. Daneben hat man noch die
Mangrovenvegetation an der Küste und die Pflanzenwelt des Hochgebirges, die
aber keinen so bedeutenden Umfang einnehmen.
Das Mangrovengebiet findet sich nur an der Küste und zeigt als Vegetations-
form fast ausschließlich die Mangrovenbäume. Dies Gebiet geht dann über in
ein Sumpfgebiet, in dem man Bandanos, Raphia und Phönixpalmen beobachtet.
Das Waldgebiet ist von Hochwald, der großartigsten aller Vegetations-=
formen, bedeckt. Ein gewaltiges Waldgebiet durchzieht das Zentrum des schwarzen
Erdteils, das zweitgrößte der Erde, gebildet aus unermeßlich vielen tropischen
Laubholzarten. Es ragt mit seinen nordwestlichen Teilen in das deutsche Schutz-
gebiet Kamerun hinein bis unmittelbar an die Meeresküste. In dem Kamerun
alten Bestandes bedeckt es den Süden und Westen auf etwa 20 Millionen Hektar
(Deutschlands Wald umfaßt 14 Millionen). Durch die Neuerwerbungen des
Jahres 1911 sind schätzungsweise weitere 6 Millionen hinzugekommen.
In diesem großen Areal finden sich zahlreiche nicht mehr mit Wald bedeckte
Partien. Immerhin mag das, was der Urwald noch einnimmt, mindestens 10
bis 12 Millionen Hektar umfassen.
Die unnnterbrochenen wirksamen vegetativen Naturkräfte der Tropen haben
nach Menge, Größe und Art einen Reichtum an Holz und Waldprodukten ge-
schasfen, von dem der Bewohner Europas sich kanm eine klare Vorstellung machen
kann. Dieser Wald baut sich vielstusig auf ans Bäumen von sehr verschiedener
Höhe und Stärke. Hoch über das Baummeer hinaus ragen einzelne hochkronige
langschäftige Baumriesen von 50, 60 und mehr Meter Höhe und von Durchmessern
bis 2 m und mehr, oft noch nach unten hin breit ausladend in faltige Pfeiler-
wurzeln. Unter ihnen dann stehen zahlreiche niedrigere und schwächere in regel-
losem Durcheinander bis herab zur jungen Samenpslanze. Schmarotzergewächse
und phantastisch geschwungene Lianen bedecken und durchziehen die Baumkronen
und im dichten Gewirr schwingt sich der Afse von Krone zu Krone und schwirrt
das Heer der geschwätzigen Papageien und buntschillernden Turakos.
Wie vor Jahrhunderten bei uns der kolonisierende und seßhaft werdende
Mensch den Wald zurückdrängen mußte, um Siedlungsland und Ackerbau zu
schaffen, so haben auch in Zentralafrika die in den Wald eindringenden Stämme
der Bantuneger den ursprünglichen primären Urwald stellenweise beseitigt, um
auf dem gerodeten Gelände Nahrungsmittel zu bauen. Ihr wesentlichstes Werk-
zeug für Rodung war und ist das Feuer. Der reiche, noch mit der Asche gedüngte
Waldboden trug, roh und oberflächlich bearbeitet, eine kurze Reihe von Jahren
Frucht. Ließ seine Fruchtbarkeit nach, so überließ man ihn wieder sich selbst,
nahm ein anderes Stück in Kultur und das verlassene Ackerland besiedelte sich
nun rasch wieder mit Holzgewächsen, zumeist von solchen Arten, die vielen und
leichten, von Wind verwehbaren Samen erzeugen. Das sind vorwiegend rasch
wachsende, lichtbedürstige, weichholzige, die die langsamwüchsigen, festes, schweres,
wertvolles Holz bildenden überwuchsen, zurückdrängten. Der so enutstandene sekun-
däre Wald ist daher anders zusammengesetzt als der primäre. Die meisten Bäume
in ihm sind kürzer, schwächer, breitkroniger, haben ein weicheres, leichtes, minder
wertvolles Holz, als die im primären Wald herrschenden. Und zwischen ihnen und
oft sie überragend stehen einzelne alte Urwaldriesen, die zu beseitigen die schwache
Krast der Eingeborenen nicht vermocht hatte.
Wer des Urwaldes Schätze wirtschaftlich erschließen will, wird immer zu-
erst den primären Wald suchen. Da stehen ihm glattschaftige, wertvolle Stämme