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zur Verfügung. Zahlreiche tatkräftige, unternehmungsfrohe Männer sind schon
verlockt worden, diese Schätze zu nutzen. Es ist aber viel schwieriger, als der
Nichtkundige meint. Zweierlei ist notwendige Voraussetzung des Gelingens: Fach-
kenntnis und Geld.
Alle die mehrere hundert Arten umfassenden Bäume des Kameruner Ur-
walds zu kennen, ist heute noch kein Mensch imstande. Darauf kommt es auch
nicht an. Unter ihnen sind es nur ganz wenige, welche Aussicht haben, Handels-
ware zu bilden, das heißt, von dem europäischen Konsum so hoch geschätzt zu
werden, daß die dafür gezahlten Preise dem Unternehmer einen Üüberschuß über
die hohen Gewinnungs= und Transportkosten gewähren. Nur diese, aber diese auch
gut, muß der Unternehmer kennen, muß sie im großen Walde zu finden, einzu-
schlagen, auszusormen und zur Küste zu bringen verstehen. Soweit man heute
orientiert ist, handelt es sich außer um das schon altbekannte Ebenholz vor allem
um einige sehr harte, schwere sogenannte Eisenhölzer, z. B. Bongosi von Lophira
alata, ferner um mittelharte eichenartige Hölzer, die als Ersatz für Eiche und
das hochgeschätzte indische Tiekholz gelten können, wie das schöne Bang, Holz
von Chlorophora exelsa und um mahagoniartige Hölzer in verschiedenen Arten
dieser vielgestaltigen Handelsware.
Käme die einzelne Holzart in ganzen Beständen rein oder doch herrschend
vor, wie wir es im deutschen Walde kennen und wie es auch in den das all-
bekannte Pitchpine liefernden Kieferngebieten des südlichen Nordamerika der Fall
ist, so wäre es leicht, ein Holzuutzungsunternehmen auf einem begrenzten Kon-
zessionsgebiete zu etablieren. Aber die wenigen gesuchten Arten stehen in Kamerun
in buntem Durcheinander mit anderen geringwertigen Arten gemischt, immer nur
vereinzelt und verstrent. Wer größere Mengen von ihnen nutzen will, muß ein
großes Gebiet in Angriff nehmen können und muß imstande sein, die großen
Schwierigkeiten des Holztransports durch den noch unwegsamen Wald zur Küste
mit sachgemäßen Mitteln zu überwinden. Von vornherein kommen daher nur
Gebiete in Betracht, die entweder durch die Eisenbahn oder durch natürliche
Transportwege, flöß= oder schiffbare Wasserwege dem Verkehr nahegerückt sind.
Die Nordbahn durchschneidet von Duala aus den Waldgürtel auf etwa 160 km,
die Mittellandbahn ist noch im Ban und erst bis Edea in Betrieb. Auch sie
schließt reiches Waldland auf. Die Benutzung der Flüsse ist dadurch erschwert,
daß der Wasserstand zwischen Regen- und Trockenzeit stark wechselt, die Fahrt-
rinnen vielfach Untiefen und Schnellen aufweisen, für Schiffahrt nur streckenweise
und intermittierend tanglich sind. Eher noch sind sie brauchbar, um Holzblöcke auf
ihnen herabschwimmen zu lassen. Viele aber gerade der wertvollen Holzarten
sind so schwer, daß sie im Wasser nicht schwimmen. Und auch die schwimmbaren
setzen sich im wilden Flußlauf leicht fest und ihre Freimachung und Weiter-
beförderung kostet dann schwere Arbeit. Überdies sind die küstennahen Ränder
der Flüsse schon zum größten Teile der nutzbarsten Hölzer beraubt. So sind es
wesentlich nur die den Bahnlinien nahen Waldteile, die zur Zeit erschließbar er-
scheinen. Um die geschlagenen Blöcke bis an die Bahn zu bringen, brancht man
bei der Schwere des Holzes maschinelle Vorrichtungen, Drahtseilanlagen, trans-
portable Geleise und ähnliches. Deren Beschaffung und deren Betrieb sind kost-
spielig. Die Fällung des Holzes und erste Ausformung im Walde, der Trans-
port bis ins Seeschiff, sodann die Seesracht bis nach Europa und die dann noch
folgenden Aufwendungen für kaufmännische Verwertung belasten das Holz, so
daß es sorgfältiger Anuswahl der Arten, der einzelnen Stämme und Stammteile,
der je zweckmäßigsten Form der Ausformung und Verbringung bedarf, um im
schließlichen Erlös neben der Deckung der Kosten einen Gewinn, der dem Risiko
angemessen ist, zu erzielen. So sollten nur Leute an die Sache herantreten, die
über volle Sachkunde und ausreichende Betriebsmittel versügen. Wer beides besitzt,