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Zaumzeuge, Schuhe, Taschen, Hüte und dergl. Sie sind zum Teil sehr geschmack-
voll gearbeitet, werden mit Stickerei versehen und bunt gefärbt.
Eine verhältnismäßig hohe Entwicklung hat die Metallindustrie erreicht.
Viele Stämme gewinnen das Eisenerz aus Eisenstein auf sehr primitive Art
und verschmieden es dann. Die Schmiedekunst steht in hoher Blüte, Hacken,
Spaten, Beile, Messer, Waffen werden angefertigt, und man kann den Gegen-
ständen eine geschmackvolle Form nicht absprechen. Auch Bronzegegenstände wer-
den fabriziert.
Im Nordwestgebiet Kameruns kennen die Eingeborenen merkwürdigerweise
den Messingguß. Sie stellen Tonsormen her, in die sie das geschmolzene Messing
ießen.
An Hausgeräten sind nur wenige zu verzeichnen. Man findet aus Ton oder
Lehm hergestellte Betten, ebenso solche, die aus Baumstämmen geflochten sind,
ferner massive Steinbänke, auf denen das Korn mit Steinen zu Mehl verrieben
wird. Von den früher beschriebenen Gegenständen findet man dann in den
Häusern die Schalen, Töpfe, Krüge, Lampen, Matten, Körbe, Teller usw.
Wie bei allen Negervölkern ist auch in Kamerun die Musik sehr beliebt. Man
beobachtet mit einem Klöppel angeschlagene Klanginstrumente, einfache ungerauhte
Brettchen von verschiedener Länge, Breite und Durchmesser, die verschiedene
Töne geben. Außer der primitiven Form kommt auch die höhere der Marimba
vor. Bei dieser sind die Klangbretter nebeneinander befestigt und die Töne wer-
den durch Kalebassenschalen, die unter den Brettchen befestigt sind, verstärkt.
An Trommeln kommt die Holztrommel, aus ausgehöhlten Baumstämmen
hergestellt und mit einem Klöppel angeschlagen, im Waldlande vor, während im
Graslande die Felltrommel die gebränchliche ist. Große eiserne Doppelglocken, die
besonders im Kriege zu Signalen benutzt werden, findet man in mehreren Teilen
der Kolonie.
An Blasinstrumenten beobachtet man die Rohrflöte und Flöten aus Tier-
hörnern. Mächtige Hörner aus Elefantenzähnen gibt es im Waldlande, bei den
mohammedanischen Stämmen die Algeitarn genannte Trompete.
Saiteninstrumente sind weit verbreitet. Es kommen einfache Bogen, dann
die Gitarren, ferner die Harfe und die Sansa vor.
Bezüglich der Bekleidung sind die Unterschiede bei den Stämmen sehr groß.
Es gibt Gebiete, in denen die Eingeborenen fast jede Kleidung verschmähen, wäh-
rend in anderen Gebieten nur die Angehörigen eines Geschlechts unbekleidet
sind, die des anderen Kleidung tragen. Sehr gering ist die Bekleidung der
Franen bei vielen Stämmen, die nur aus einer Lederschnur besteht, an der vorn
und hinten Gras= und Blätterbüschel befestigt sind. In früheren Zeiten wurden
auch Bastgeflechte zur Bekleidung benntzt.
Lederbekleidung, und zwar dreizipfelige lederne Tücher und Felle findet man
bei den Heidenstämmen des Nordens.
In der Bekleidungsfrage hat von der Küste aus die europäische, vom Norden
die mohammedanische Kultur eingewirkt. So weit der mohammedanische Einfluß
reicht, ist auch die mohammedanische Tracht eingeführt, für die Männer Hosen,
Burnusse und Mützen, für die Frauen große Tücher, die von der Brust bis über
die Kuie herabreichen. Auch viele Heiden sind dem Beispiel der Mohammedaner
gefolgt, wenigstens was die Männer anbetrifft, während die Frauen ihre alte
Mode beibehalten haben. Von der Küste aus bringt der europäische Handel die
Bekleidung mit all ihren Häßlichkeiten mit. Alte, abgelegte Sachen spielen dabei
eine große Rolle. In vielen Gegenden ist der höchste Wunsch des Negers, Hose,
Hemd und Schuhe, wenn sie auch noch so sehr drücken, zu besitzen. Dadurch
bieten die Leute fast stets ein Zerrbild, denn der Neger in schlecht passender
europäischer Tracht ist kein schöner Anblick. Mit dem Fortschreiten des Handels
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