Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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luste beizufügen, häufig Fußangeln verwendet, die aus spitzen Bambussplittern 
bestanden und unserer Truppe das Vordringen sehr erschwerten. 
Durch unsere Besitzergreifung haben sich die Handelsverhältnisse sehr ver- 
ändert Vorher bestand nur ein Zwischenhandel. Die Waren wurden von Stamm 
zu Stamm gehandelt, bis sie endlich in die europäischen Faktoreien an die 
Küste kamen. Diese Durchbrechung des Zwischenhandels war der Hauptgrund 
zu großen und verlustreichen Kämpfen. 
Um den Handel auszuüben, kamen und kommen zum Teil noch die Ein- 
geborenen des Urwaldes an bestimmten Stellen, die nicht immer bei Dörfern 
liegen, zusammen, und während der Dauer dieses Marktes herrscht Friede, jeg- 
liche Feindseligkeit war streng verpönt. Gehandelt wurden Lebensmittel und 
manche primitive Erzeugnisse der Hausindustrie, auch Kleinvieh, Salz und 
Industriewaren. Vor der Einführung des deutschen Geldes galten als Münze 
kleine Eisen= und Messingstäbe und Tabakblätter, die als Scheidemünze auch 
jetzt noch eine Rolle spielen. Es ist das importierter Tabak, der in fünf Blättern 
zusammengebunden ist. Ein solches Bündel wird als Hand bezeichnet. Auch euro- 
päische Reisende benutzen diesen Tabak, um ihre kleinen Bedürfnisse, Hühner 
Eier und dergl., einzukaufen. 
Als Verkehrswege galten die schmalen Pfade, die von Dorf zu Dorf gingen, 
oder die Flüsse, die mit Kanns befahren wurden. JZetzt sind seitens der Regie- 
rung zwischen den Stationen breitere Straßen angelegt und der Bau zweier 
Bahnen begonnen. 
Als Transportmittel dient ausschließlich der Mensch. 
Die Flüsse wurden, wenn möglich, durchwatet, sonst mit Kanus über- 
schritten, über schmälere verstehen es die Eingeborenen, kunstvolle Lianen- 
brücken zu bauen. 
Im Graslande hat sich der Handel mehr entwickelt infolge der leichten Ver- 
kehrsverhältnisse. Auch hier kennt man große Märkte, wo von allen Seiten die 
Händler zusammenströmen, um ihre Produkte zu verkaufen. Eine große Rolle 
spielt der Handel der Haussah, die das ganze Land durchziehen, um Industrie- 
produkte und Vieh zu bringen und dafür Elfenbein, Kolanüsse, Gummi arabicum, 
Kautschuk, früher auch Sklaven, einzutauschen. Infolgedessen haben sich rich- 
tige Handelsstraßen entwickelt, die allerdings auch nur Negerpfade sind. Vor 
unserer Besitzergreifung endigte der Haussahhandel am Walde, jetzt ist der 
Zwischenhandel durch das Waldgebiet durchbrochen, und die Haussah kommen 
bis zur Küste hernunter. 
Im Graslande sind Brücken über die Flüsse gänzlich unbekannt, und infolge- 
dessen ist während der starken Regenzeit der Handel häufig brachgelegt. Als 
Transportmittel dient der Mensch, seltener das Kanu, von den Haussah werden 
Esel und Pferde benutzt. In Bornu beobachtet man auch Packochsen nud Kamele. 
In den mohammedanischen Gebieten ist durch die Pilgerfahrten der Verkehr 
sehr angeregt worden. Die Pilger nahmen Sachen mit, um sich ihren Lebensunter- 
halt zu kaufen, lernten neue Gegenstände kennen, die ihnen des Besitzes wert er- 
schienen, und so hat sich, ähnlich wie bei uns den Kreuzzügen nach dem Orient 
folgend, ein Austausch zwischen den verschiedenen Gebieten entwickelt. Die 
Sahara wird von Karawanenstraßen durchzogen, bis zum Mittelmeer und zum 
Roten Meer gehen die Züge. 
Als Zahlungsmittel dienen Baumwollstreifen von ca. 5—10 cm Breite, 
aus denen die Gewänder zusammengenäht werden. Daneben sind als Klein- 
geld Kaurimuscheln, als große Münze Maria Theresientaler im Gebrauch. Sie 
werden noch immer ausschließlich für den Handel im Sudan geprägt, müssen 
eine bestimmte Jahreszahl tragen, dabei sind die Leute sehr darauf bedacht, daß 
die Prägung möglichst intakt ist. Die neuerdings aus Europa importierten
	        
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