Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

     
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In den von der Regierung in Besitz genommenen Gebieten wird die Gerichtsbar- 
keit von den Verwaltungsbehörden ausgeübt, daneben bestehen sogenannte Ein- 
geborenen -Schiedsgerichte, bei den Mohammedanern wird vom Richter, dem 
Alkali, nach dem Koran entschieden. Häufig vorkommend ist das Gottesurteil. 
Entweder müssen die Leute einen Gifttrank zu sich nehmen, und wenn er er- 
brochen wird, gilt der Betreffende als unschuldig. Dabei ist natürlich dem Be- 
truge freie Bahn gelassen, denn die Fetischmänner haben es in der Hand, den 
Gifttrank entsprechend zu dosieren oder ein Brechmittel beizumengen. Bei einigen 
Stämmen muß eine glühende Axt angefaßt oder eine Hand in siedendes Ol ge- 
taucht werden. 
Bei vielen Stämmen wird die Blutsfreundschaft geübt, hauptsächlich bei den 
Stämmen des Urwaldes. Bevor wir dem Lande Ruhe und Frieden gaben, waren 
Kriege an der Tagesordnung. Die Ursachen dazu waren recht zahlreich, Grenz- 
streitigkeiten, Totschlag, Sklavenranb und dergl. Häufig ging die Kriegserklärung 
in einer bestimmten Form vor sich. Der Krieg spielte sich in Überfällen ab, 
die Männer wurden getötet, Frauen und Kinder gefangen, verkauft oder als 
Sklaven behalten. Das Hauptaugenmerk richtete man auf die Besitznahme der 
Viehbestände. Bei den großen Stämmen des Hinterlandes, die in befestigten 
Städten wohnten, haben sich Kriegszüge abgespielt, die an den trojanischen Krieg 
erinnern. In der belagerten Stadt, deren Umfang sehr groß war, gab es 
Felder, so daß die Bewohner an Nahrungsmitteln keinen Mangel litten. Vor 
der Stadt schlug der Gegner ein Kriegslager auf, bestellte ebenfalls seine Felder 
und befestigte es. So haben sich manchmal die Gegner jahrelang gegenüber- 
gelegen, und zeitweise hörten die Feindseligkeiten vollständig auf, man trat sogar 
in Handelsbeziehungen zueinander. 
Erwerb und Behauptung. 
Die ersten Nachrichten aus der Gegend, in der sich jetzt das Schutzgebiet 
Kamernn befindet, verdanken wir den Karthagern. Der Flottensührer Hanno 
scheint bis in dies Gebiet vorgedrungen zu sein auf seiner Expedition längs der 
Westküste von Afrika. Am Schlusse seines Berichtes heißt es: „Wir fuhren an 
einem ganz feurigen Lande vorbei, welches voll von Dünsten war. Sehr große 
feurige Ströme aber ergossen sich von hier ins Meer. Wegen der Hitze konnte 
man das Land nicht betreten. Von Furcht ergriffen schieden wir unverzüglich 
von dort. Nach viertägiger Fahrt gewahrten wir nachts das Land mit Flammen 
erfüllt. In der Mitte aber war ein besonders hoch reichendes Feuer, größer als 
die übrigen, das anscheinend bis zu den Gestirnen reichte. Tagsüber zeigte es sich 
als ein hoher Berg, der „Träger der Götter“ heißt . . . Wir fuhren nicht 
weiter, da das Getreide ansing zu mangeln.“ 
Es scheint also, als ob zu jener Zeit gerade ein Ausbruch des großen 
Kamerunberges stattgesunden hat. Die großen Feuer sind wohl die Grasbrände 
gewesen, die man auch jetzt noch beobachten kann, die Dünste waren wohl der 
Nebel der Hamatanzeit. 
Nach dieser Entdeckungsreise ist das Gebiet lange nicht mehr berührt worden. 
Erst der Portugiese Diogo Cao, dem sich der Deutsche Martin Boheim angeschlossen 
hatte, besuchte das Land. Sie haben ungefähr 1486 vor dem jetzigen Vietoria 
gelegen. Den Portugiesen verdankt Kamerun ja auch bekanntlich seinen Namen. 
Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich der europäische Handel. Meist wurde 
er in der Weise gehandhabt, daß ein Segelschiff mit Waren ausgerüstet wurde, 
dann vor Anker ging, wenn in sicherer Lage, wie z. B. im Kamerunsluß, auch 
abgetakelt wurde. Die Eingeborenen kamen mit ihren Produkten, um sie gegen 
die europäischen Erzeugnisse einzutauschen. Diese abgetakelten Schifse wurden 
Hulk genaunt.
	        
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