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den Sanaga erforscht und marschierte dann 1891/92 durch das Wuteland über
Joko und Ngaundere nach Banjo, dann weiter über Gaschaka nach Ibi. Etwas
später schlugen Stetten und Hering denselben Weg ein. Sie wurden aber vom
Sultan von Tibati mit Feindseligkeiten bedroht und marschierten dann über
Banjo und den Genderopaß nach Jola. Leider war es nicht geglückt, nach Osten
und Nordosten vorzugreifen, und hier hatten die Franzosen große Erfolge, so
daß unser Kolonialbesitz auf diesem Teile sehr eingeengt wurde.
Es waren besonders die Franzosen Brazza, Mizon und Maistro, die überall
Verträge abschlossen und auch den Engläudern große Schwierigkeiten bereiteten.
Glücklicherweise gelang es dem deutschen Kamerun-Komitee, eine Expedition
unter von Uechtritz und Dr. Passarge zu entsenden. Wenn sie auch ans Mangel
an Mitteln nicht so weit vordringen konnte, wie man gehofft hatte, so wurde doch
dadurch erreicht, daß die Franzosen sich zurückzogen und sich beeilten, mit Deutsch-
land einen Vertrag über die Abgrenzung der Kolonie zu schließen. Dieser Ver-
trag kam im Jahre 1894 zu stande. Ein Jahr vorher war zwischen England und
Deutschland die Westgreuze vereinbart worden. So war das Jahr 1894 das
Jahr, das die definitive Abgrenzung festsetzte, es konnten also durch Expeditionen
weitere Gebiete nicht in Besitz genommen werden. Es handelte sich nun darum,
das Gewonnene zu erschließen und nutzbar zu macheu.
Erst iu neuerer Zeit ist durch das sogenannte Marokkoabkommen ein beden-
tender Gebietszuwachs zu verzeichnen gewesen, indem die Grenze nach Westen
und Süden weit hinausgeschoben wurde und auf Kosten französischen Gebietes
den Kongo und seinen Nebenfluß, den Ubangi, erreichte. Im Nordosten gab
Deutschland das Gebiet zwischen Schari und Logone an Frankreich ab, so daß
dort der Logone und nach seiner Einmündung in den Schari dieser die Grenze
bildet.
In den Jahren 1891—98 wurde zur weiteren Erschließung nichts unter-
nommen. Die Anlagen an der Küste wurden weiter ausgebaut, ebenso die
Station Jannde. Das, was Zintgraff erreicht hatte, ging leider verloren. Zint-
grasf hatte sich mit seiner Expedition in Streitigkeiten der eingeborenen Stämme
gemischt, dabei war seine Expedition fast vollständig vernichtet worden. Baliburg
wurde anfgegeben. Es war dies zur Zeit der kolonialen Depression, die natür-
lich ihre Rückwirkung auch auf die Kolonien selbst hatte.
Einen gewissen Rückschlag bereitete der sogenannte Dahomeaufstand. Es
waren dies ehemalige Sklaven aus Dahome, die losgekauft waren und den für
sie gezahlten Preis als Polizeisoldaten abdienen sollten. Sie waren mit ihrem
Los nicht zusrieden, meuterten, aber nach kurzer Zeit wurde die Bewegung nieder-
geschlagen. Der Umfang derselben reichte örtlich nicht 1 km über den Sitz des
Gonvernements hinaus. Das Ereignis war insofern noch bedentungsvoll, als es
zur Bildung einer kaiserlichen Schutztruppe für Kamernn den Anlaß gab.
Mit dem Jahre 1898 beginnt eine energische Förderung der Entwicklung
des Schutzgebietes. Hanptmann von Kamptz führte eine erfolgreiche Expedition
der Schutztruppe. Zunächst wurde fast ohne ernsthaften Widerstand der alte
Feind der deutschen Herrschaft, der Häuptling der Wute, Ngilla, unterworfen.
Dann nahm die Expedition in raschem Siegeslauf über Joko die Hauptstadt des
Lamido von Tibati. Der Versuch, den Lamido, der mit seinen eigentlichen
Truppen in seinem Kriegslager sich befand, zum Stehen zu bringen, war er-
solglos gewesen. Er entzog sich dem Kampf durch die Flucht. Nachdem er
aber im Verlauf der folgenden Friedensverhandlungen erklärt hatte, auf die ihm
gestellten Bedingungen nicht eingehen zu können, vielmehr in seiner Hauptstadt
kämpfend fallen zu wollen, marschierte die bereits nach Joko zurückgekehrte
Schutztruppe erneut nach Tibati. Ohne Gefecht wurde in die Stadt einmarschiert,
der Lamido Mohama gefangen genommen und abgesetzt.